Ich wurde heute auf X/Twitter gefragt: „Daril warst du schonmal unter Tage?“
Diese Frage kann ich nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten, sondern muss sagen, dass ich nie im Bergbau gearbeitet habe.
Um diese Frage korrekt und detailliert zu beantworten, bedarf es etwas mehr Text, als es bei Twitter möglich ist.
Zwerge üben auf mich als Mensch schon lange eine große Faszination aus. Spätestens seit ich Mitte der 1990er mit „Dungeons & Dragons“ und „Das schwarze Auge“ in Berührung kam. Mit „Herr der Ringe“ vertiefte sich mein Interesse in das Thema Fantasy immer mehr und die Rasse der Zwerge wurde zu meiner liebsten. Mit den Zwergen konnte ich mich am besten selbst identifizieren, da ich schon immer etwas klein und rundlich war, Arbeit nicht scheute und mich von Menschen nicht immer verstanden fühlte. Das führte letztendlich um 2020 dazu, dass ich mein Alter Ego „Daril Stahlbein“ beziehungsweise „Daril Steelbone“ als meine Präsenz im Internet entwickelte. Diese Figur spiegelt mich selbst zu 100% wider, denn ich verstecke nicht mich dahinter, sondern nur meinen realen Namen, um meine Privatsphäre zu schützen. Ja, ich betreibe mit meinem Alias auch Rollenspiel, was aber auch meiner allgemeinen Natur entspricht. Als Kunstschaffender, auch wenn es bei mir „nur“ eine Freizeitbeschäftigung ist, gehören Kreativität und Inspiration einfach zum Leben dazu.
Ich beschäftige mich also schon recht lange mit den Zwergen, die innerhalb der Berge leben und den Bergbau perfektioniert haben. Dadurch kam auch ich natürlich mit dem Bergbau als Thema in Kontakt und beschäftigte mich mal, mehr mal weniger ausführlich mit damit und habe in meinem Leben schon einige Schaubergwerke und Höhlen besucht.
Als Dorfkind, das in der DDR aufgewachsen ist, war ich bereits von klein auf im Elternhaus in die anfallenden Arbeiten auf dem Feld, im Garten und rund ums Haus eingebunden worden. Wir waren bis auf Ausnahmen Selbstversorger. Wir hielten Hühner, Enten und Schweine als Nutzvieh. Wir bauten Kartoffeln, Rüben und Getreide auf dem Acker an. Wir hatten einen großen Nutzgarten mit Obstbäumen, Nussbäumen, Gemüse (auch im Gewächshaus) den wir bewirtschafteten.
Der Nutzgarten wurde zwar über Jahre stetig kleiner und wandelte sich teilweise zu einer Erholungsfläche mit Swimmingpool und Rasen, aber Gemüse wurde weiterhin angebaut, bis mein Vater, der zuletzt allein auf dem nun zu großen Grundstück lebte, das Anwesen verkaufte.
Bis ich 17 war, kümmerte sich mein Opa vorrangig um Feld und Garten, wobei ich oft hinzugezogen wurde. Mit Opa war ich immer gern zusammen, denn er nahm mich wahr und lehrte mich viel. Leider konnte er mir seine Hingabe zur Landwirtschaft und den „grünen Daumen“ nicht gänzlich vermitteln. Wir hatten oft Urlaub zu zweit verbracht, so manches aus Holz gebaut und auch sonst viel gemeinsam gemacht. Ich wünschte, er hätte noch länger für mich da sein können. Noch heute, bald 30 Jahre nach seinem Freitod, vermisse ich ihn sehr.
Mein Vater ist Maurermeister und machte sich nach der Wende 1990 mit einer Baufirma selbständig. Während der Schulzeit war es mein Ziel, die Firma zu übernehmen, also machte ich nach Abitur und Bundeswehr im elterlichen Betrieb eine Ausbildung zum Maurer. Theorie-Durchschnitt 1,5. Praktische Prüfung 3. Danach versuchte ich mich an der FH Anhalt am Dessauer Bauhaus an einem Studium zum Bauingenieur, was nicht so gut lief. Damals wurden dort angehende Bauingenieure, Architekten und Facility Manager im Grundstudium zusammengefasst, wobei mir die künstlerischen Aspekte der Architektur die Ausbildung sehr schwer machten.
Durch meinen Vater hatte ich schon in jungen Jahren begonnen, praktische Erfahrungen im Bauwesen zu sammeln. Mit 14 zum Beispiel hatte ich mit ihm zusammen unsere Küche komplett neu gefliest. Unser Wohnhaus wurde um- und ausgebaut sowie neu verputzt, wobei ich ebenfalls half. Dann kam natürlich noch meine Lehre, die ich 1999 als Maurergeselle abschloss.
Oft hatte ich Baustellen, die ich allein betreute. Meist handelte es sich darum, Keller zu sanieren, deren Mauerwerk mit Feuchtigkeit und Salzausblühungen zu kämpfen hatte.
Manchmal konnte ich die Schäden einfach beheben, indem ich per Verkieselung im Bohrlochverfahren nachträglich eine Sperre ins Mauerwerk einbrachte. Es konnte aber auch sein, dass ich um das Haus herum Kellermauern und Fundament des Hauses freilegen musste und von außen eine Abdichtung aus Bitumen aufzubringen hatte. Danach wurde eine Schutzfolie angebracht und der Schacht mit Kies und Sand wieder aufgefüllt und verdichtet. Man kennt ja diesen Kiesrand mit Betonbord um die Häuser, denke ich. Der gewährleistet die Ableitung des Regenwassers in den Untergrund. Der Aufbau dieser Neuabdichtung kann variieren. Je nach baulicher Situation kann auch nachträglich eine Drainage gelegt werden oder eine Wanddämmung dazukommen.
Auch habe ich in meiner Zeit als Lehrling und Geselle im Bauhandwerk kleinere Arbeiten im Wegebau erledigt. Meine Expertise im Umgang mit Spitzhacke und Schaufel kann ich also mit jahrelanger Erfahrung untermauern.
Natürlich gehört zum Bauwesen auch, dass man grundlegende Kenntnisse über physikalische Vorgänge und Chemie besitzt. Materialkunde ist wichtig, um einschätzen zu können, welcher Baustoff sich für welche Arbeit eignet. Gips, Kalk, Zement, Natursteine, Sand, Lehm, Metalle und ihre Eigenschaften dienen als Basis des komplexen Themenbereiches.
Mit der Natur von Halbedelsteinen kam ich erst durch meine EheElfin ab 2001 und dem zunehmenden Interesse an der zwergischen Fantasy-Kultur in Berührung.
Mit dem Wechsel in das neue Jahrtausend hatte ich einen reichen Erfahrungsschatz angesammelt, der hervorragend zum Wesen und zu der Kultur der Zwerge passt. Buchreihen wie „Dragonlace“ und Computerspiele wie „Sacred“ und „The book of unwritten tales“ vertieften nur mein Interesse am Thema Fantasy und an den Zwergen an sich. Natürlich befasste ich mich in der Folgezeit auch mit „Harry Potter“, „Die Zwerge“-Reihe und anderen Romanen des vielfältige Genres.
Von Ende 2019 bis in den Herbst 2020 musste ich krankheitsbedingt zu Hause bleiben und auch eine Reha machen, weil ich akute Probleme mit den Bandscheiben hatte. In dieser Zeit „erfand“ ich mein Alter Ego und begann wieder vermehrt Gedichte und Geschichten zu schreiben. Die Idee vom „Zwerg aus dem Ei“ begann Gestalt anzunehmen und ich fing an, daran zu schreiben. Nun bin ich schon das vierte Jahr an dieser Fantasy-Geschichte mit autobiografischen Bezügen, die mittlerweile 40 Kapitel auf etwa 200 Seiten umfasst, dran.
Mein Lebensweg und all die Fragen, die sich mir beim Schreiben der Geschichte stellten, halfen mir, mein „zweites Leben“ als Zwerg zu führen. Natürlich sind Daril und ich eng miteinander verwoben und untrennbar verwachsen. Doch kann ich meine tägliche Realität und die Welt, in der mein Alter Ego lebt, von einander abgrenzen, wobei der Raum, den diese Grenze einnimmt, fließend ist. Manchmal möchte ich in die Welt Darils flüchten, um die Missstände der Realität auszublenden oder um Traurigkeit und Wut zu überwinden.
Dass Realitätsflucht keine Lösung ist, steht außer Frage, doch es tut gut einen Rückzugsort zuhaben, selbst wenn dieser in meinem Kopf ist.
In dieser alternativen Welt bin ich der Zwerg, der sich oft unter Tage fortbewegt. Der die Schönheit von Höhlen, unterirdischer Fauna und Flora und gewachsenen mineralischen Strukturen bewundert. Die zwergische Kultur zerstört ihre Welt nicht, sie erkundet sie und nimmt nur so viel, wie nötig für ein Überleben ist. Sie fördert Symbiosen und versucht möglichst wenig Einfluss auf die Umwelt zu nehmen.
In meinen Schreibereien möchte ich davon berichten, wie man im Einklang mit der Natur leben kann, obwohl man ihre Ressourcen nutzt. Der unterirdische von Zwergen gestaltete Lebensraum ist geradlinig strukturiert, orientiert sich aber immer an den örtlichen Gegebenheiten und nutzt diese. Die Gemeinschaften sind in der Regel demokratisch organisiert, an der Spitze steht meist ein Rat aus sieben Personen. Die Zahl sieben ist die wichtigste in der zwergischen Kultur, denn der Stammvater (Schmiedevater, Moradin, Angrosch, Ingerimm, Aule, …) erschuf sieben Wesen aus Stein, die die Urväter der Zwerge darstellen. Auch Tolkiens Schriften stützen da meine Vorstellungen.
Auch wenn es unzählige fantastische Welten gibt, in denen Zwerge eine Heimat finden, sind sie sich immer sehr ähnlich im Wesen und ihren Fertigkeiten. Erfahren und fleißig im Handwerk, starke Kämpfer, eigenbrötlerisch, kunstfertig, einfach strukturiert und auch mal stoisch.
Ich sehe mich bei all diesen Merkmalen, die einen Zwerg ausmachen sollen, gespiegelt und kann mich problemlos damit identifizieren. Was lag also näher, als meine Identität im Internet als Zwerg aufzubauen und zu festigen?
Nun lebe ich quasi als Teilzeit-Zwerg und fühle mich damit sehr wohl.
Mit besten Grüßen euer #Zwergenpoet Daril.
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