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76. Gefangen

Bild von Peter H auf Pixabay
Ein vergittertes Fenster

Im Gefängnis meiner Selbst kauere ich in finst'rer Ecke.

Gefangen in der Einsamkeit, dem innerlichen Tode nahe,

Vegetiere ich vor mich hin und frage mich:

"Kann das so weitergehen?"

Sobald der Sonnenschein das Dunkel der Nacht durchdringt

Und das vergitterte Fensterloch meiner Seele erreicht,

Werde ich wieder erstarken.

Nur ein Engel muss meine düst're Zelle öffnen

Und meine Gedanken werden befreit.

Ich werde wieder leben!

Die Hoffnung lässt mich hier verharren,

Bis sich jemand meiner erbarmt.

Wassertropfen gleiten an den Wänden hinab.

Sie sind unverputzt und brüchig,

Doch halten sie mich hier bis an mein Ende.

Ratten nagen an meiner Kleidung,

Die zerfetzt und unbrauchbar an mir hängt.

Zu schwach die Tiere davon abzuhalten.

Nack und frierend lieg' ich einfach da,

Warte, dass sie mich endlich fressen.

Warte, bis ich die Qualen überstanden habe.

Bis ich frei bin und lebe.

Ja, lebe!

Dumpf klingt der letzte Hauch meiner Stimme,

Der im Nichts verschwindet.

Ich verrotte, verwese,

Bin nur noch halb lebendig.

Atme mit Mühe.

Kann mich dem Tod nicht mehr erwehren.

Mein Körper liegt leblos da

Und die Ratten feiern ein Fest.

Meine Seele ist frei,

Ich darf nun geh'n.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Johanna Schuhmacher (Sonntag, 31 Mai 2020 00:28)

    Frei sein wäre schon erstrebenswert. Ich bleibe einfach nur hier, aber nicht, weil ich es gut finde, sondern nur aus der Gewohnheit. Ich halte nichts von Selbstmord, denn es ändert nicht gelebt zu haben.

    https://uberlaufer.wordpress.com/2020/03/16/gewohnliches-leben-aus-gewohnheit/