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52. Das Böse in mir

Bild von Michael Treu auf Pixabay
Vollmond

Vom flackernden Licht der Kerzen umgeben sitze ich da,

Frage mich, wie es war im Leben.

Vergangen ...

Alles vergessen und vorbei.

 

Blicke ich in die einzelnen Flammen, sehe ich Gesichter aus längst vergangenen Zeiten.

Gesichter ohne Bedeutung, ohne Namen.

Sie flehen mich an -

Ohne Stimme, doch mit Tränen in Augen, voller Angst und Leid.

Alles Menschen ... 

Unbekannt, gekannt, vergessen ...

Alles Opfer meiner Sucht nach Leben, nach Körpern, nach Blut, nach Liebe und Hass.

Diese einzelne Flamme jedoch, ist MEIN Leben.

Angezündet vor ewig vielen Jahren, erloschen nur einmal.

Flackernde Flamme, mein Leben, wenn du ein zweites Mal erlischst, sterbe ich mit dir.

 

Dumpf klingende Erde, hell vom Echo erfülle Gruft,

Leise Musik vom Cembalo, Särge an den Wänden.

Leicht erhellte Kammer meiner Ahnen und mir.

All dies bringt mich zum Träumen.

Träume ...

Böse und gut.

Dunkel und hell.

Erfüllt von Hass und Liebe.

 

Hier lebe ich.

In einer kleinen schlechten Welt erfüllt vom Bösen.

Flackernde Flamme ohne Seele, zeig mir die Welt.

Die Welt der Nacht mit Mystik, Trauer, Angst, Mord

Und dem Geist, der mich erlöst.

 

Gewalt ...

Mit Gewalt zwang ich Seelen, mir zu dienen.

Mit Gewalt nahm ich mir, was mein Herz verlangte.

Mit Gewalt ... tat ich zu viel.

 

Die Kerzen geben mir Ruhe.

Die Reliefs an der Wand bringen mich zum Weinen.

Sie zeigen mein Leid, mein Verlangen nach Macht, die ich nie erlangte.

 

Ja, ich wollte herrschen über die nächtliche Welt

Und feiern, wenn der Vollmond nahte.

Ich wollte regieren über alles Böse, alle Schlechtigkeit.

Der Wahn trieb mich in den Tod.

Mein Geist wollte nicht sterben.

 

Ich will pfählen die Körper meiner Feinde!

Ich will herrschen durch die Angst meiner Untertanen!

Vlad Dracul heißt meine Seele!

 

Sie ist böse, doch verträumt.

Sie ist grausam, doch gütig.

Ich schenke ewiges Leben, wie der Wahnsinn meine Seele füttert.

Ich kann mich nie ansehen,

Nie mein wahres Ich betrachten und sagen:

"Das bin ich - hässlich, böse und vulgär!"

 

Liebe mich, wenn du kannst,

Versuche meinen Bann zu brechen!

Befreie mich von der Qual des ewigen Lebens!

Ich werde dir dankbar sein.

Dich reich belohnen, wenn du willst.

Doch liebst du mich wirklich, dann suche meine alte Seele

Und zeige mir wer ich war und wer ich heute bin!

Willst du aber nur Reichtum, so ziehe ich dich ins Verderben.

Pfähle dich, trinke dein Blut, sehe dich in einer neu entzündeten Kerze ewigen Lichtes.

 

Hass oder Liebe?

Das ist das Selbe!

Hasse ich dich, dann quäle ich dich, schlage dich mit der Knute, sperre dich ins Verlies.

Liebe ich dich und liebst du mich, dann quäle mich,

Dann fessle mich, schlage mich, sperr mich hinter Gitter, verweigere mir deinen Körper.

Tu' was du willst, doch zeige mir Hass, wenn du mich liebst,

Böser Geist meiner Erlösung!

 

Das Cembalo klingt weiter.

Das Echo schallt in meiner Gruft.

Meine Ahnen sind zu Staub zerfallen, der Erde gleich.

Nur ich, ich bin noch von Fleisch und Blut.

Meine Kerze ist fast abgebrannt für heute Nacht,

Doch wenn ich ruhe in meinem Sarg wird eine neue von Feuer der alten Kerze entfacht.

Es ist der Geist des Schmerzes, der mich leben lässt,

Der mich fühlen lässt, dass ich unsterblich bin,

Dass mein Leiden niemals endet,

Dass die Angst nie vergeht.

 

Ich habe keine Freude mehr an meinem Leben.

Ich muss töten, um zu bleiben.

Der Körper, den ich brauche, den habe ich.

Ich will ihn nicht verlieren.

 

Böser Geist der Erlösung, lösche doch meine ewige Flamme,

Dass ich Mensch werden kann, um zu sterben!

Sterben ...

Musik in meinen Ohren.

 

Das Cembalo spielt.

Mein Lachen hallt wie markerschütternd durch die Gruft.

Die Erde bleibt leise, verbirgt das Dunkel der Nacht,

Als ein neuer Tag anbricht.

Ich lege mich in mein Totenbett aus Eiche.

Es ist gefüttert mit Samt, Seide und Satin.

Ich schließe den Sarg, verschränke die Arme über der Brust

Und erwarte reine Ruhe.

Der Schlaf der Toten kommt über mich

Bis zur nächsten Nacht voller Fragen und Rätsel.

Das Böse schläft, der Tag erwacht.

 

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