Darauf schien der Elementargott des Feuers nicht vorbereitet gewesen zu sein, denn seine Flammen loderten nicht mehr, sondern verloschen zischend. Selbst die rote Glut glomm immer schwächer, je länger der Angriff der anderen drei Gottheiten anhielt. Der verkohlte Schemen sackte in sich zusammen, als kaum noch ein Glühen unter der schwarzen Kruste auszumachen war. Um den besiegten Gott herum waberte heißer Dampf.
Tapo hatte die Zeit während des ungleichen Kampfes genutzt und nach einem Zugang in das Innere des Tempels gesucht. Zuoberst krönte ein Podest die hellgraue Stufenpyramide, die der junge Mann mühsam erklomm, denn die Quader waren beinahe so groß wie er selbst. Nachdem er diese Anstrengung überwunden hatte, ließ er sich im Schneidersitz auf der schmalen Plattform nieder, wobei er die Augen schloss und intensiv an die Prinzessin der blauen Sande dachte. Kaum hatte er sich seinen Wünschen und Gedanken hingegeben, spürte er die unmittelbare Nähe der eingesperrten Göttin des Wassers. „Öffne das Tor, Tapo. Nur dir ist es möglich, meiner Gefangenschaft ein Ende zu setzen.“, ertönte ermutigend die sanfte Stimme der Prinzessin in seinen Gedanken. Wie in einem Traum formten sich Bilder vor dem inneren Auge des Fischers. Ein doppelflügeliges Tor, bestehend aus Eis und hellem Gestein, verschlossen durch ein brennendes, schwelendes Siegel, erschien vor ihm mitten in der unüberwindbaren Felswand, die den Tempel umschloss. Traum und Realität schienen sich in Tapos Kopf zu vermischen, sodass er es ihm nicht mehr möglich es unterscheiden.
Von dem Podest an der Spitze der Pyramide aus führte nun ein gerader Weg hinab in den Talkessel, genau auf das Tor zu. Die Konturen des feurigen Symbols verschwammen vor Tapos Augen, die immense Hitze spürte er brennend in seinem unterkühlten Gesicht. Allen Mut nahm er zusammen, streckte seine beiden Hände nach vorn aus und drückte mit ganzer Kraft gegen die massiven Torflügel, doch sie gaben nicht nach. Seine Gedanken waren immer noch ganz nah bei der Prinzessin, die ihn weiterhin anspornte, sein Bestes zu geben.
Beseelt von den Worten seiner Göttin legte Tapo die Hände auf das brennende Siegel. Sogleich begann es an seinen Fingern und den Handflächen zu dampfen, doch Schmerz verspürte der Fischer nicht. Wie zum Ende des Kampfes der Elementargötter, ließ auch hier die Intensität des Feuers immer weiter nach, bis das verkohlte Emblem vom Tor abbröckelte und nur ein Häuflein Asche übrig ließ. Nun ließen sie die Flügel leicht aufschieben und der Weg in den Tempel der blauen Sande war frei.
Die jugendlich wirkende Prinzessin schritt ihrem Retter würdevoll entgegen, der sich überwältigt in dem Palast aus Wasser, Eis und Schnee umsah, den er gerade betreten hatte. „Willkommen, Tapo. Du hast das Siegel gelöst, das mich gefangen hielt. Ich wusste, dass du es schaffen würdest.“, begrüßte sie den weit gereisten Helden. Gemeinsam gingen sie Hand in Hand nach draußen, wo die anderen Götter, die Bahiq und die Danamec bereits warteten. Der geschlagene Feuerlord kniete zusammengesunken zwischen Tayemma und dem Steinvater, der Windgeist hatte sich hinter ihm postiert. Mit einem sanften Lächeln trat die Prinzessin an die ungleiche Gruppe heran und sprach: „Lange durfte ich nicht mehr meinen Tempel verlassen. Mein Volk begann mich zu vergessen. Dein Neid blendete dich, Bruder, doch ohne dich kann diese Welt nicht existieren. Wenn du dich erholt hast, wird das Gleichgewicht der Elemente wiederhergestellt sein. Als Strafe für deine Untat sollst du ebenso lange, wie ich eingesperrt gewesen bin, deine eigenen Gefilde nicht verlassen dürfen.“
Der Feuerlord beugte sich ächzend seinem Schicksal und die anderen Elementargötter begrüßten das Urteil der Befreiten. Unter der Aufsicht des Erdriesen brachten einige Zwerge den Feuerlord fort, zurück in die Magmatiefen.
Nun galt es noch das Volk der Prinzessin wieder zusammenzuführen. Yaya und Puna waren schon so lange von einander getrennt, dass es Zeit wurde, sie zu vereinen. Während die Gottheiten Rat halten würden, sollte Tapo mit den drei Bahiq die Rückreise antreten und allen von der glücklichen Wendung berichten. Der Segen der Elementare sollte ihnen auf dem Weg begleiten und die Reise ohne größere Mühen bewältigen lassen.
Der Windgeist gab ihnen Schnelligkeit, Tayemma stärkte ihre Ausdauer, der Steinvater schenkte ihnen zusätzliche Körperkraft und die Prinzessin schenkte jedem einen sich nie leerenden Wasserschlauch.
Nachdem die Menschen mit den Danamec in die Stadt im Berg zurückgekehrt waren, wurden sie noch mit allerlei Proviant ausgestattet. Als sie sich dann von den kleineren Wesen verabschiedet hatten, beluden sie ihre Tiere und machten sich auf den Weg. Hori, Rakmir und Nogil winkten ihnen am Mineneingang hinterher.
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