14. Der Weg ins Innere

Inmitten eines unterirdischen Sees aus Magma ragt eine Stufenpyramide auf einem Felsen hervor. Aus ihrem Inneren führen Stufen abwärts in den feurigen Untergrund. Erstellt mit Microsoft Designer.
Der Tempel des Feuers, oberer Zugang (KI-generiert)

 

Je zu viert stellten sich die Danamec vor dem Erdriesen auf, der eine Gruppe nach der anderen mit einer Hohlkugel aus Stein und Erde umhüllte. Daneben wirkte die Mutter des Lebens ihre Naturmagie zum Schutz der Insassen. Zuletzt stand nur noch Tapo allein vor den göttlichen Wesen, der Schmiedevater setzte den jungen Mann auf seine Schulter, Tayemma sammelte mit einem magischen Netz die dreizehn Kugeln ein, dann traten sie an den Krater des Feuerschlundes, wo der Riese die bemannten Steine treffsicher in die Tiefe warf. Alle landeten genau auf der Insel, vor den Stufen des Tempels. Zuletzt nahmen der Erdriese und die Mutter des Lebens Tapo in ihre Mitte und sprangen gemeinsam in die Tiefe.

 

Die Hitze inmitten des kochenden Magmas machte das Atmen ohne die Hilfe der Ahnen für Menschen und Zwerge unmöglich, aber ihre göttlichen Begleiter schützten den Trupp mit all ihren Kräften, als der Tross die Stufenpyramide erklomm, in deren Spitze sich ein Zugang befand, der als Einstieg in einen abwärts führenden Tunnel diente. Wie von einem riesenhaften Wurm in das Gestein gefressen, wand sich die Röhre stetig tiefer. Die Luft kühlte allmählich ab, was das Atmen wieder erleichterte. Tayemma begleitete den Zug der Zwerge und gesellte sich zu den vier Menschen. Der Erdriese grub sich allein durch den Untergrund, abseits des verflüssigten Gesteinssees.

 

Der spiralförmige Gang endete abrupt in einer schwarz glasierten Sphäre von nur wenigen Schritt im Rund. Ein Ausgang war nicht zu erkennen, einzig ein würfelförmiges Objekt befand in der Mitte der Gesteinsblase. Als die Mutter des Lebens ihre Hände auf das Gebilde legte, um es zu untersuchen, begann das Vulkanglas mit violettem Schein zu pulsieren. Der Eingang der Kugel verkleinerte sich, bis er komplett verschlossen war, dann bewegte sich die Sphäre sanft aber merklich. Einige Zeit später setzte das Gebilde hart auf und klappte wie eine Blüte von oben her auseinander.

 

Tayemma, die Menschen und Danamec standen nun auf einer künstlich erschaffenen Plattform, die über den heiß brodelnden Magmaströmen aus dem Gestein ragte. Flache Stufen strebten einem breiten Tor im Fels entgegen, einen anderen Weg gab es nicht. Der Ahn der Zwerge brach mit einer schweren Erschütterung von oben aus der Höhlendecke. Gesteinsbrocken prasselten auf den Trupp herunter, als sich der Schmiedevater mit den Füßen voran aus dem von ihm erschaffenen Loch wand. Geschickt landete er auf dem nun freien Platz. „Einst hatten der Herr des Feuers und ich eine friedliche Zeit verbracht. Wir probierten uns aus, bauten Gebäude unter der Erde, erschufen Kreaturen, erforschten unsere Möglichkeiten. Er stellte bald fest, dass alles, was er in Angriff nahm, von den Flammen verzehrt wurde, schmolz oder durch die Hitze verdorrte. Außer einigen Elementarwesen gelang es ihm nicht ein Gefolge zu erschaffen. Voller Zorn und Neid zerstörte er, was ich zuvor erreicht hatte, dann verschwand er für lange Zeit. Ich wollte mich aus der Sache mit der Prinzessin heraushalten, aber ich muss versuchen, meinen ehemaligen Freund zur Vernunft zu bringen.“, sprach der Riese in traurigem Tonfall.

 

Rakmir nickte, woraufhin sich seine Leute auf dem Weg zum Tor machten. Tayemma und die Menschen blieben zurück und sprachen dem Schmiedevater gut zu. „Es ist nicht deine Schuld. Seine Natur unterscheidet sich sehr von deiner oder meiner. Doch dieser Planet kann nicht ohne ihn im Gleichgewicht existieren, es braucht uns alle fünf zusammen, damit der ewige Kreislauf aus Leben und Tod bestehen bleiben kann. Wird er durchbrochen, wird das Chaos alles verschlingen. Komm, finden wir die Prinzessin und bringen wir das Feuer zur Vernunft. Tapo wird es schaffen, wenn wir ihm die nötige Hilfe geben.“, versuchte die Mutter ihn zu motivieren. Der Erdriese schüttelte sich, wobei er Steine und Erdklumpen von sich abwarf und dabei zu menschlicher Größe schrumpfte. In sich zusammengesunken folgte die einem Danamec ähnelnde Gestalt Tayemma und den Menschen durch das Tor, welches die Zwerge bereits passiert hatten.

 

Flammen und Fontänen aus flüssigem Gestein schossen beiderseits des breiten Pfades aus poliertem Diorit in die Höhe, der das Innere des prächtigen Saales in zwei gleich große Lavaseen teilte. Der lange Steg verband den Halbbogen des Einganges mit einer kreisrunden massiven Steinfläche in der Mitte des Bauwerks, das ein wenig wie ein Amphitheater wirkte. Auf der anderen Seite des Saales zeigte sich ein ebensolcher Torbogen, durch den man das Theater wieder verlassen konnte. Das Rund in der Mitte fungierte als Bühne, eine Art umlaufende Kante, die den Feuersee begrenzte, hätte man als Zuschauerrang sehen können. Wie eine glatte Kuppel wölbte sich die Decke über die Wesen, die sich auf der Bühnenplattform sammelten. Die Danamec staunten sichtlich, als sie ihren geschrumpften Ahnherrn erkannten.

 

Erst nur leise, wie gehaucht, dann ein zögerliches Pfeifen, kroch kaum bemerkbar der Wind in die Halle hinein. Kaum hatte der Lufthauch Tapo erreicht, schreckte dieser auf und ermahnte die anderen zur Vorsicht. Keinen Moment zu spät legten sich Menschen, Zwerge und die Ahnen flach auf den hellen Dioritboden des Theaters, als ein Wirbelsturm sie erreichte, der beim Überqueren des Steges heiße Tropfen mit sich zog und durch die Luft schleuderte. Die Windhose gewann an Kraft und Tempo, zog über die ungebetenen Besucher mit voller Wucht hinweg. Im stillen Auge des Tornados sprach eine flüsternde Stimme zu ihnen: „Euer Weg war umsonst. Das Feuer wird alles mit sich nehmen. Niemand kann euch retten und die Prinzessin werdet ihr nie erreichen. Es sei denn, ich würde euch helfen.“

 

Der letzte Satz kam unerwartet und machte die Eindringlinge stutzig. Tapo stand auf und richtete seinen Blick hinauf in das Auge des Sturms. „Das Gleichgewicht dieser Welt muss wiederhergestellt werden, deshalb bin ich hier. Ich habe versprochen, die Prinzessin der blauen Sande zu befreien und werde alles tun, um dies zu erreichen!“, rief er dem Gebilde ohne feste Form entgegen. „Das wollte ich hören.“, ließ der Wind vernehmen und seine Intensität nahm ab.

 

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