12. Die blauen Sande

Einige Fachwerkhäuser liegen nach einem Brand in Trümmern. Die Gegend um die zerstörten Häuser sieht winterlich aus, nur wenig Grün ist zu sehen. Erstellt mit Microsoft Designer.
Das verbrannte Dorf (KI-generiert)

 

In der Stadt der Danamec, die sich selbst Khazâd nannten, gab es keinen Wechsel zwischen Tag und Nacht wie an der Erdoberfläche, weshalb die Menschen etwas verwirrt waren, als sie ausgeruht erwachten. Yalima fand als erste den Weg hinunter in den Schankraum der Taverne, wo sie von den anwesenden Einheimischen herzlich mit einem Frühstück begrüßt wurde. Nach und nach fanden sich auch ihre Kameraden ein und nahmen ein kräftigendes Mahl zu sich. Nogil erschien und wartete geduldig, bis alle satt gegessen waren. „Kommt.“, sagte er und winkte ihnen, ihm zu folgen.

 

Der Zwerg ging mit den Menschen zur Ratshalle. Davor standen bereits Rakmir, Hori und einige andere der kleinen Leute. „Schön dass ihr hier seid. Wollt ihr noch verweilen, oder ziehen wir zu den blauen Sanden?“, fragte der oberste Ratsherr ohne Umschweife. Die Entscheidung darüber lag bei Tapo, der entschlossen erwiderte: „Wir wollen sobald wie möglich aufbrechen. Es sind bereits viele Tage ins Land gegangen, seitdem der Herr des Feuers die Prinzessin eingesperrt und ihre Leute getötet und vertrieben hat. Er wird auch in Zukunft keine Ruhe geben, bis er in seine Schranken verwiesen wurde.“ Die bärtigen Bewohner der Berge waren damit einverstanden. „Wenn ihr gepackt habt, bringen wir euer Gepäck zu den Bahnen, mit denen wir die Reisezeit verkürzen können.“, beschloss Rakmir. Tapos Gruppe ging zurück zu ihrer Unterkunft und packte die nötigsten Sachen, die sie am Körper tragen konnten. Hori und Nogil warteten, bis sie bereit waren und brachten sie zum verabredeten Treffpunkt.

 

Tapo und die Nomaden wunderten sich, dass sie keine Tiere sahen, mit dem Begriff „Bahn“ hatten sie nichts anzufangen gewusst. Vor den Anwesenden standen in einer steinernen Rinne mehrere Wagen hintereinander in einer Reihe, in denen Sitzbretter befestigt waren. Vierzehn Danamec, darunter auch jene, die die Reisenden bereits kannten, nahmen je zu viert in den Wagen Platz, die Menschen taten es ihnen nach. Mit klackernden, mechanischen Geräuschen setzte sich der Zug in Bewegung und nahm an Geschwindigkeit zu. „Kopf unten halten!“, rief Hori, der mit Tapo und Ganeg zusammen in einem Waggon saß. Dir Karren schepperten immer lauter, je schneller sie wurden. Die Bahiq hielten sich ängstlich mit den Händen die Häupter nach unten, während die Danamec ein fröhlich anmutendes Lied anstimmten, dessen Melodie den polternden Zug übertönte.

 

Vor einer Höhle, in der die Fahrrinne endete, verringerte sich das Tempo der Bahn und die Menschen atmeten erleichtert auf, als sie zum Stehen kam. Der Ort, den sie erreicht hatten, sah dem Startpunkt recht ähnlich, aber eine Treppe führte direkt vom Gleis aus nach oben. Auf scheinbar magische Weise schob sich ein Felsbrocken am Ende der Stufen beiseite und ließ frische kühle Luft in den Tunnel. An die flacher werdenden Felsen schloss sich eine steppenartige Ebene an, die vielerorts von weiß-blauem Schnee bedeckt war. Nur wenig Grün konnte sich in der Kälte behaupten.

 

„Hier beginnt der blaue Sand, die ewige Kälte, die Eiswüste, das Refugium der Prinzessin und ihres Volkes.“, erklärte Rakmir. Die Menschen hüllten sich, zusätzlich zu ihren gewickelten Gewändern, in die Fellkleider, um nicht zu sehr zu frieren. Die Zwerge schritten ortskundig voran und bildeten die Spitze der Gruppe. Hinter ihnen glitt schabend das Felsentor wieder zu, sie fügte sich nahtlos in das Gestein ein und wurde unsichtbar.

 

Der Wind pfiff rau über den Trupp hinweg und zerrte an jedem Einzelnen. Den Danamec schien dies nichts auszumachen, doch die Menschen fühlten sich etwas unwohl, murrten aber nicht und folgten den kleineren Wesen festen Schrittes. In der Ferne zeichneten sich bald dunkel Gebäude ab, auf die sie zu hielten. Schwarz und verbrannt lagen die Häuser aus Holz und Stein in Trümmern. In den Ruinen machten sie kurz halt, Hori ergriff die Gelegenheit und erklärte den Wüstenbewohnern, was geschehen war: „Ein gewaltiger Feuersturm fegte damals über das Land. Er hinterließ verbrannte Dörfer und Felder. Wer dieser Hölle entkommen konnte, floh nach Süden. Manchen konnten wir helfen, vielen leider nicht.“

 

Zu den Überlebenden dieses brutalen Angriffs zählten Puna und Yaya, das wusste Tapo. Nun müssten die nur noch zum Tempel der Prinzessin gelangen, um den scheinbaren Frieden als Lüge zu entlarven und den Mächten von Wind und Feuer entgegenzutreten.

 

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