11. Die Stadt unter dem Berg

Ein breiter Weg durchzieht die unterirdische Stadt der Danamec. Er endet am Eingang zur großen Ratshalle. Erstellt mit Microsoft Designer.
Die unterirdische Stadt der Danamec. (KI-generiert)

 

An der mechanischen Vorrichtung war eine hölzerne Plattform befestigt. „Zu zweit setzen. Ich lasse euch runter. Dann absteigen und warten.“, instruierte er die Menschen und setzte die Winde in Bewegung. Für Tapo und Farai ging es zuerst abwärts, dann folgten Yalima und Ganeg. Der Einheimische folge zuletzt. Während die Menschen auf den kleineren Danamec warteten, schauten sie sich in der Höhle um, in die sie hinabgelassen worden waren. Sie staunten mit offenen Mündern und weiten Augen, über sie merkwürdige unterirdische Landschaft, die sich ihnen darbot.

Moose und Pilze wuchsen auf feuchtem Boden, Hauseingänge ragten aus dem sie umgebenden Fels heraus. Auf den Straßen der ungewöhnlichen Stadt tummelten sich unzählige Angehörige des kleinwüchsigen Volkes. Man hörte viele Stimmen und Arbeitsgeräusche, die nach Hammerschlägen klangen. Hori stieß zu den Reisenden und hieß sie willkommen: „In unserer Stadt könnt ihr ausruhen und eure Kleider trocknen. Eure Tiere sind versorgt.“ An seine seltsame Aussprache gewöhnten sich Tapo und die Bahiq langsam. „Danke für eure Gastfreundschaft. Wie kommt es, dass ihr unsere Sprache sprecht, Hori? Ihr Danamec kommt als gute Geister in unseren Sagen vor, ich hätte nie geahnt, dass es euch wirklich gibt.“, sprudelte es aus Yalima heraus. Hori stutzte und rang mit sich, wie viel er bereit wäre zu erzählen. „Wenn ihr euch umgezogen habt, bringe ich euch zum Rat. Die sieben Ältesten werden euch sagen, was ihr wissen müsst.“, entschied er und die Besucher waren einverstanden.

 

Das bärtige Wesen führte die Besucher die in den Stein gemeißelten Treppenstufen hinunter, welche die Gruppe den Behausungen näherbrachte. Die anderen Danamec schauten die Menschen neugierig an, die sich in ihren grünen und blauen Wickelgewändern mehr von den Einwohnern abhoben, als durch ihre Größe. Hori führte die Gäste zügig die Straßen entlang, zeigte mal rechts, mal links auf Gebäude und kommentierte kurz deren Funktion. „Schmiede. Tuchmacher. Gärtner. Schenke.“ Beim letzten Wort zeigte er auf den torähnlichen Eingang, der direkt vor ihnen lag und bat sie hinein. Der Raum war erheblich größer, als er von draußen angemutet hatte. Tische und Sitzbänke standen darin und es roch nach warmem Essen. Gegenüber des Eingangs gelangten sie über einen Treppenaufgang ins Obergeschoss. Auch hier war die Deckenhöhe großzügig bemessen, sodass die Reisenden stehen konnten, ohne sich den Kopf zu stoßen. Von einer Art Flur führten auf beiden Seiten Durchgänge in mehrere Zimmer. „Ihr könnt jeder für sich einen Raum haben oder euch die Zimmer teilen, wie ihr wollt. Platz ist genug. Eure Sachen sollten bereits hier sein und im ersten Raum liegen. Wenn ihr fertig seid, erwarte ich euch unten.“, erklärte der Danamec und ließ die Menschen allein.

 

Wie versprochen, fanden die Vier dort ihr vollständiges Gepäck. Mit ihren persönlichen Sachen teilten sie sich auf die anderen Zimmer auf und schälten sich aus den klammen Stoffbahnen. Tapo machte es sich einfach, da er nicht an die Kleidungsvorschriften der Bahiq gebunden war und verzichtete auf den Turban mit der Verschleierung. Die anderen drei standen kurz nach ihm, komplett in ihre traditionelle Tracht gehüllt, im Schankraum der Taverne. Hori wirkte erfreut, als alle beisammen waren. „Nun kommt, die Ratsleute warten.“, sagte er und bat die Gäste mit einer einladenden Geste nach draußen. Der breite Weg stieg leicht zu einer breiten, hohen Pforte hin an, die ihr Ziel war. Der Danamec bat die Besucher in das ausladende Gebäude hinein und brachte sie zu einem Saal, dessen Wände von Steinmetzen kunstvoll bearbeiten worden waren. Sie schienen eine Geschichte zu erzählen, die von den Elementargöttern handelte. Auf einem Podium, das den hinteren Teil des Saales einnahm, hatten sieben Einheimische mit langen Bärten ihre Plätze eingenommen, davor standen vier Stühle. Nacheinander verbeugten sich Farai, Yalima, Ganeg und Tapo vor den obersten Danamec.

 

„Setzt euch!“, donnerte der Mann in der Mitte den vier Fremden in der Sprache der Bahiq entgegen. Sie kamen der Aufforderung nach und warteten ab, was passieren würde. Etwas ruhiger stellte die ehrfurchtgebietende Erscheinung den Gästen sein Volk vor. „Nogil hat uns berichtet, dass ihr von weither aus der nördlichen Wüste zu uns kommt. Wir kennen euer Volk und eure Sprache, weil wir einst mit euren Ahnen Handel trieben. Für uns ist Zeit weniger von Bedeutung, als für die Menschen. Wir sind die Kinder des Erdriesen. Vor euch seht ihr den Rat der Sieben. Ich bin Rakmir, benannt nach einem unserer Ersten.“ Die Menschen deuteten im Sitzen eine Verbeugung an und stellten sich mit Namen vor, Tapo erzählte in verkürzter Form seine Geschichte und erklärte damit ihr Auftauchen in den Tunneln der Erdgeister.

 

Rakmir und die anderen Mitglieder des Rates lauschten den Ausführungen aufmerksam, dann berieten sie sich flüsternd, bis der Oberste das Wort wieder an die Reisenden richtete. „Ja, es stimmt, der Erdriese zog sich zurück, als der Herr des Feuers mit seinen Angriffen begann. Wir und die Erdgeister versuchten, den Menschen zu helfen, die durch seine Macht in Bedrängnis geraten waren. Dass er endgültig die Oberhand gewinnt, konnten wir einfach nicht zulassen, weshalb wir der Prinzessin der blauen Sande und Tayemma alle uns mögliche Unterstützung zukommen ließen. Befreien konnten wir die Prinzessin leider nicht. Die Mutter des Lebens war angeschlagen und erholte sich bei uns, nun sammelt sie ihre Kräfte und versucht unseren Herrn davon zu überzeugen, ihr aktiv beizustehen. Wir kennen den Ort, an dem die Prinzessin festgehalten wird und können euch in dessen Nähe bringen, sobald ihr bereit seid.“, teilte der Danamec sein Wissen mit seinen Gästen. „Doch heute sollt ihr euch ausruhen. Redet mir Hori, sobald ihr aufzubrechen gedenkt, damit wir alles in die Wege leiten können. Ihr könnt nun gehen, genießt euren Aufenthalt bei uns.“, verabschiedete er die Bahiq und Tapo, die von Hori zurück zur Schenke gebracht wurden.

 

Im Schankraum wurden die Reisenden von den Einheimischen mit Speis und Trank bewirtet. Sie unterhielten sich noch lange und zeigten sich beeindruckt von ihren Gastgebern. Müde und satt gingen sie später nach oben und fielen in die vorbereiteten Betten.

 

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