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44. Auf in den Süden!

Dunkelblondes, langes Haar, rehbraune Augen und spitze Ohren. Eine elfische Frau. Erstellt mit ChatGPT.
Eine zauberhafte Elfin. (KI-generiert)

Ich musste im Gesicht rot angelaufen sein, denn ich fühlte, wie die Wärme in mir aufstieg, als ich weichen Lippen Linnarhans auf meinen spürte. Khûna, die eine hölzerne Schatulle in den Händen haltend neben uns stand, kicherte und holte mich damit in die Gegenwart zurück. Die Elfin richtete sich wieder auf und lächelte mich zauberhaft an. Ich senkte meinen Blick, aber grinste versonnen vor mich hin. „Kommt, ich muss zur Schmiede zurück.“, meldete sich die Schmiedin in Ausbildung zu Wort. Hand in Hand folgten Linnarhan und ich der Zwergin hinunter in die Stadt.

 

An der offenen Schmiede angekommen bedankte ich mich in aller Form für das freundliche Entgegenkommen und die Hilfe bei der Verwirklichung meiner Eingebung. „Es war mir eine wahre Ehre, euch drei kennengelernt zu haben. Ohne eure Unterstützung hätte ich mein Vorhaben nicht in die Tat umsetzen können. Ich stehe in eurer Schuld. Wenn wir aus dem Süden wieder zurückkommen, werde ich euch einen Besuch abstatten.“, versprach ich. Khûna übergab das Kästchen an ihren Meister, der es sofort aufklappte und ihm einen golden schimmernden Gegenstand entnahm. Galrond grinste. „Wartet, ihr beiden. Khûna hat mit der Hilfe, die sie euch zuteilwerden ließ, ihre Ausbildung abgeschlossen. Meister Banduil wird sie nun aus der Lehre freisprechen und ihr Gesellenstück würdigen. Bitte nehmt an der kleinen Zeremonie teil.“, bat er uns eindringlich. Der Schmiedemeister hielt eine hübsche bronzene Fibel in das Sonnenlicht, ehe er sie Khûna entgegenhielt und sprach: „Dieses Stück hast du gefertigt, Khûna. Es ist eines Gesellen meiner Schmiede würdig. Nun erhältst du es als Zeichen der bestandenen Prüfung zurück.“ Die junge Zwergin neigte demütig den Kopf und streckte ihre Hände zu Banduil hin, der die Fibel dann in ihre Handflächen legte. „Es steht dir frei, ob du weiterhin für mich arbeiten möchtest oder bei anderen Meistern deine Fertigkeiten verbesserst. Alle Wege stehen dir nun offen, Schmiedegesellin Khûna.“, entband er sie aus ihrem Lehrlingsstand. Sie nickte bedächtig und antwortete: „Danke Meister Banduil für die Jahre, die ich bei Euch lernen durfte. Mein Weg wird nun für einige Zeit dem Pfad Darils folgen. Ich möchte die Welt sehen und mein Wissen und Können vergrößern.“ Der Meister deutete eine Verbeugung an. „Weise Worte, junge Khûna. Meinen Segen hast du.“, bestätigte er ihr Vorhaben wohlwollend, dann drehte sie sich zu mir um. „Ich hoffe, es ist dir recht, dass ich mich euch anschließen möchte.“, stellte sie mir die indirekte Frage. „Wir besprechen das mit meinen Kameraden und den Ratsleuten. Aber ich nehme dich gern als Vertreterin Amon Calens mit auf die Reise.“, begrüßte ich ihre Entscheidung.

 

Khûna , Linnarhan und ich verabschiedeten uns aus der Schmiede und gingen zurück zur Taverne, um dort ein Mittagessen einzunehmen. Die Zwergin, die uns bereits beim Frühstück bewirtet hatte, begrüßte uns: „Da seid ihr ja wieder. Hallo Khûna, lange nicht gesehen. Was kann ich für euch tun?“ Wir einigten uns auf einen Krug Wasser für alle am Tisch und begnügten uns mit dem Tagesgericht, das aus gekochten Getreidekörnern und gebackenem Gemüse mit einer würzig-scharfen Soße bestand. Das Lokal füllte sich zur Mittagszeit zusehends, auch Foret und Pelok betraten kurze Zeit später die Schänke. Sie schlossen sich uns an und nahmen bei uns Platz. „Der Haarschmuck ist aber neu.“, fiel Foret auf, der Linnarhan musterte. Sie lächelte in meine Richtung und erzählte, was es mit der Spange auf sich hatte. Meine Freunde zeigten sich beeindruckt und begrüßten aufs Herzlichste Khûna in der Runde, deren Hilfe in Linnarhans Ausführungen sehr gewürdigt wurde.

 

Im Anschluss eröffnete ich meinen Kameraden, dass die junge Schmiedin von nun an mit uns reisen würde. „Wenn es zum großen Basar geht, möchte ich gern dabei sein.“, warf Linnarhan ein. Ihre Entscheidung überraschte mich zwar nicht, doch erhöhte sich mein Respekt ihr gegenüber noch mehr. „Niemand weiß, was wir in Sajranzizar vorfinden werden, aber wenn es sich wirklich eine Art Handelsposten ist, dann habe ich keine Einwände.“, entgegnete ich. Foret nickte bestätigend. Pelok und Khûna waren damit auch einverstanden. „Wenn ich das richtig sehe, ist die Reisegruppe hiermit vollständig. Einem Aufbruch steht demnach nicht mehr viel im Wege.“, betrachtete Pelok die aktuelle Lage. Khûna hatte noch etwas vorzubringen und meldete sich: „Wir sollten den Rat noch darüber unterrichten, dass wir vorhaben, bald die Stadt zu verlassen. Ich erkläre mich dazu bereit, mit Filoscha zu sprechen, um ein abschließendes Treffen einzuberufen.“ „Ein guter Vorschlag.“, sagte ich. Foret versuchte die Formalitäten möglichst klein zu halten: „Nur muss es nicht hochoffiziell wirken. Ein gemeinsames Abendessen sollte den Anlass der Zusammenkunft genüge tun.“ „Außerdem sollten wir unsere Sachen packen und nötige Vorräte auffüllen.“, gab Pelok zu bedenken.

 

Nach dem Mittagsmahl ging unsere neue Gefährtin zum Ratsturm, um die vier obersten Druiden über unsere Pläne zu informieren. Mit Dora, die heute in der Taverne Dienst tat, unterhielten wir uns über die Beschaffung der Wegzehrung. „Ich kann euch alles besorgen, was ihr für die Reise braucht, von Backwaren über Trockenfrüchte bis hin zur Dauerwurst. Unsere Lager sind gut gefüllt. Morgen früh, bevor ihr aufbrecht, könnt ihr euch damit eindecken.“, versprach sie.

Unsere sonstige Ausrüstung hatten wir vor dem Gang durch das Portal in Reinsdorf überprüft, was erst wenige Tage her war. Um das Marschgepäck bereit zu machen, verabschiedeten wir uns auf die Zimmer. Ich sah meinen Lederranzen und die Taschen durch, um nichts zu vergessen. Die frisch gewaschenen Wäschestücke packte ich direkt ein und verschnürte das Bündel, das ich an einen Haken meines Tornisters einhängte. Weil sie mich danach fragte, riet ich Linnarhan dazu, robuste Kleidung für die Reise anzulegen. Einige persönliche Sachen, Kleidung zum Wechseln und eine Decke für die Nacht sollte sie ebenfalls dabei haben. „Danke für deine Hilfe, liebster Zwerg. Lass und zu meiner Unterkunft gehen und dort meine Sachen packen.“, lud sie mich ein, mit ihr zu gehen.

 

Zu zweit verließen wir nun das Wirtshaus, gingen ein Stück die Straße hinunter und bogen dann in eine Seitenstraße ab, die auf einen Hauptweg mündete. Nach wenigen Schritte erreichten wir eines der rot eingedeckten frei stehenden Häuser. Linnarhan öffnete die Tür bat mich herein.

„Hier wohne ich, seitdem ich die Enklave der Ersten verlassen hatte und hier ankam.“, erklärte sie mir. Die Aufteilung der Räume war klar strukturiert, überall fanden sich elfisch anmutende Verzierungen, die den allgegenwärtigen Charakter der Stadt widerspiegelten. Die Elfin nahm mich bei der Hand, gemeinsam gingen wir die Treppe zum Obergeschoss hinauf und betraten das helle Schlafzimmer. Ein großes, einladend wirkendes Bett stand darin, ein Ankleidezimmer schloss direkt daran an. Sie zog einige Sachen aus den Regalen des Nebenraumes und hielt mir eine Lederrüstung hin, damit ich sie festhielt. Sie schien meinen fragenden Blick erkannt zu haben: „Ein Teil meiner Jagdausrüstung. Ich hatte damals nicht nur für die Gemeinschaft gekocht, sondern mich auch die Vorräte gekümmert.“, erklärte sie sich. Erstaunt suchte ich nach Worten. Diese Frau besaß Fähigkeiten, von denen sie mir bisher nicht erzählt hatte. Ich war einfach nur beeindruckt. „Leg das hier bitte auf das Bett.“, sagte sie und legte sowohl ein kunstvoll gefertigtes Kurzschwert als auch einen verzierten Kompositbogen und einen Köcher mit eleganten Pfeilen auf die Rüstung. Verdutzt legte ich die Sachen im Schlafzimmer ab. Als ich wieder bei ihr war, lachte sie amüsiert. „Alle Elfen müssen sich in der Wildnis zurechtfinden können, das gehört zu unserem Alltag, Liebster.“, sagte sie knapp und lächelte dann. „Ich bewundere dich nur, Linnarhan. Ich hatte nicht geahnt, welche Talente du hast. Das zeigt mir, wie viel wir noch von einander erfahren können. Dennoch schlägt mein Herz vor Liebe zu dir.“, gestand ich ihr und mir selbst ein.

Sie rollte gerade eine fein gewebte Decke zusammen, die sie mit zwei Kordeln fixierte. Einige Kleidungsstücke lagen verstreut auf dem Boden. Sie sammelte sie ein und legte sie mir auf die dargebotenen Arme. Dann packte sie die Sachen sorgfältig in einen robusten Stoffrucksack, die gerollte Decke befestigte sie obendrauf. Abschließend meinte sie erleichtert: „Für den Proviant habe ich einen weiteren Beutel, den ich auch daran festknoten kann. Ich glaube, dass ich alles habe, um morgen mit euch loszuziehen. Bringen wir meine Sachen zur Taverne, um uns morgen früh den Weg zu sparen.“ ‚Eine Frau, ein Wort.‘, dachte ich mir schmunzelnd und schulterte ihren Rucksack. Die Rüstung und die Waffen steckte sie in einen großen Beutel, dann verließen wir das Haus.

 

In der Taverne war viel los, als wir sie erreichten. Wir bahnten uns einen Weg durch die Elfen und Zwerge, die in das Gebäude drängten. Schnell brachten wir Linnarhans Gepäck auf unser Zimmer und begaben uns wieder nach unten, um nichts zu verpassen.

Man hatte in der Mitte des Schankraumes die Tische zu einer großen Tafel zusammengeschoben, Filoscha, Dorik, Odiel und Elengruin saßen bereits dort mit Khûna und warteten geduldig. Mit Linnarhan nahm ich rechts von ihnen an der Tafel Platz und grüßte die Anwesenden mit einer Verbeugung. Viele Bürger hatten sich um die Tafel versammelt, um bei dem Treffen dabei sein können. Foret und Pelok kamen die Treppe herunter und gesellten sich auf der linken Seite der Tafel zu uns.

 

„Dann sind ja alle Mitglieder der Reisegemeinschaft anwesend.“, erkannte Dorik und eröffnete damit das nun doch öffentlich stattfindende Treffen. Elengruin übernahm: „Es freut uns, dass ihr jemanden aus unserer Stadt gefunden habt, der sich für eure Sache begeistert. Khûna ist jung und fähig. Mit dem Abschluss ihrer Ausbildung ist sie mündig und frei in allen Belangen. Als Teil unserer Gemeinschaft ist sie bewandert in den druidischen Prinzipien und ich bin mir sicher, dass sie eure Gruppe bereichern kann.“ Die Bewohner Amon Calens klatschten Beifall, Khûna stand auf und verneigte sich vor der Menge mit sichtlicher Rührung. „Danke.“, sagte sie mit einem Lächeln und setzte sich wieder. Der Applaus verebbte, ergriff Filoscha das Wort: „Wir sind erfreut, dass ihr hier seid, Zwerge aus der Heimat und vom Clan der Versorger.“, ihre Gestik unterstrich das Gesagte. „Unsere Unterstützung bei eurer Reise ist für uns eine Sache der Ehre. Wenn ihr außer der Verpflegung weitere Ausrüstung benötigt, lasst es uns wissen.“, sagte sie verbindlich zu. Zuletzt sprach Odiel zu uns: „Das Volk der Zwerge ist schon lange ein achtbarer Partner in der langen Geschichte dieser Stadt. Darils Bestrebungen, die Clans neu zu vereinen, zeugen von Mut und Beharrlichkeit, die einem Zwerg mehr als nur gerecht wird. Deshalb teilen wir mit ihm und seinen Kameraden unser Wissen aus der Vergangenheit. Er hat bewiesen, dass er sein Ziel stets im Auge behält und auch die Hilfe seiner Begleiter wohlwollend annimmt. Seine Zuneigung einer Elfin gegenüber ist offensichtlich und zeugt von dem Zusammenhalt zwischen den Völkern, den wir hier in Amon Calen leben.“ Damit schloss sie die Vorreden ab und wie mit einer Stimme riefen alle vier Ratsmitglieder: „Das Festessen ist eröffnet!“ Aus der Tür zur Küche, die sich am Ende des Tresens befand, kamen mehrere Elfen und Zwerge, die Speisen und Getränke zu unserer Tafel und zu den anderen Tischen brachten.

 

Nun wurde die Atmosphäre endlich etwas ungezwungener. Die übliche Geräuschkulisse einer Wirtschaft war für mich viel angenehmer als die Förmlichkeit der Eröffnung durch die Ratsmitglieder.

Für alle Geschmäcker gab es zu trinken. Bier, Apfelwein und Met waren auf den Tischen ebenso zu finden wie Wasser und Beerensaft. Die Auswahl an Speisen war groß, obwohl kein Fleisch serviert wurde. Kartoffeln, gekochtes Getreide, verschiedenstes Gemüse und Pilze standen in gebratener, gekochter und roher Form bereit. Hülsenfrüchte gehörten hier zu den wichtigsten Nahrungsmitteln und fanden als Bohnen, Linsen und Erbsen in den unterschiedlichsten Formen ihren Platz auf den Tischen. Verschiedenste Soßen rundeten das Mahl ab und ließen keine Wünsche offen.

 

Nach einem kräftigen Schluck des köstlichen Bieres wandte ich mich an die Ratsmitglieder. „Ich habe bisher nur wenig über eure Gesellschaft erfahren. Ihr vier steht, so viel ich weiß, der Stadt vor. Wie gestaltet sich die Organisation innerhalb von Amon Calen?“, wollte ich wissen. Dorik kaute auf und antwortete: „Ja, dein erster Eindruck ist richtig. Je ein Mann und eine Frau beider Völker gehören dem Rat der Vier an. Diese Zahl steht für die vier Elemente. Ich stehe für das Feuer, Filoscha für die Erde, Odiel symbolisiert den Wind und Elengruin das Wasser. Die Elemente beschreiben auch unsere Charaktere recht gut, die sich bestens ergänzen. In erster Linie sind wir die spirituellen Anführer unserer druidisch orientierten Gemeinschaft, doch auch Aufgaben der Verwaltung fallen in unsere Verantwortung. Alle zwanzig Jahre rufen wir die Bevölkerung dazu auf, uns zu bewerten. Wenn die Ergebnisse zufriedenstellend sind, bleibt der Rat bestehen, sollte es Unstimmigkeiten geben, stellt sich das betroffene Ratsmitglied einer direkten Befragung. Eine geheime Wahl entscheidet darüber, ob er oder sie im Amt verbleibt. Sollte das Ratsmitglied seinen Posten verlieren, müssen sich vier potenzielle Nachfolger einer Wahl stellen. Die Person, die bei der geheim stattfindenden Abstimmung die meisten Stimmen erhält, wird neues Ratsmitglied. Die Rollen der Elemente in Bezug auf Volk und Geschlecht bleiben bestehen, da sich diese Konstellation über die Jahrhunderte bewährt hat.“ Diese ausführliche Erläuterung beeindruckte mich. Das angewendete Verfahren war demokratisch, obwohl es feste Regeln gab. Ich bedankte mich für die Erklärung und nippte noch einmal an meinem Bier.

 

„Sind die Waren, die in der Stadt hergestellt werden, Gemeingut? Betreibt ihr Handel mit Außenstehenden?“, fragte Foret wissbegierig. Hier antwortete Odiel: „Landwirtschaft und Handwerk dienen dem Wohl der Leute dieser Stadt. Handel mit den Menschen und anderen Wesen von außerhalb findet nicht statt. Artfremde Wesen wie Ponhorg, der Waldschrat, haben sich in unsere Gemeinschaft eingelebt und beteiligen sich am Gemeinwohl. Wir sind darauf ausgerichtet, dass es allen Bewohnern in gleichem Maße gut geht. Wir sind der Natur verbunden und ehren die Erdmutter und den Steinvater. Unsere Kraft entspringt dem Leben an sich, dessen Kreislauf unser Handeln bestimmt.“ Foret dachte kurz über Odiels Worte nach. Ihre Ausführungen klagen für ihn etwas zu spirituell, aber er respektierte sie. Die etwas kühle Art der Elfen blieb ihm weiterhin rätselhaft.

 

Es entspannen sich weitere Gespräche an der Tafel und auch mit den Leuten, die um uns herum saßen. Manche befragten mich nach dem Ziel unserer Reise, andere erkundigten sich nach ungewöhnlichen Begegnungen während der Wanderungen. Ich erzählte ihnen daher von meiner Begegnung mit der kleinen, frechen Vila in den russischen Waldaihöhen und dem Bergtroll Garg am Hartfels, der sich an unserer Musik gestört hatte. Auch die Geschichte der Kristallzwerge erregte Interesse, als Foret davon berichtete. Der Abend wurde lang und ich wechselte nach dem dritten Krug Bier auf den köstlichen Beerensaft, den ich mit Wasser auffüllte, damit er mir nicht zu süß war. Lange nach Sonnenuntergang holte mich die Müdigkeit ein. Die Augen wurden mir schwer und ich lehnte mich leicht an Linnarhan an. „Du bist müde, lass uns schlafen gehen, liebster Zwerg.“, flüsterte sie mir zu. Ich nickte, raffte mich auf und gemeinsam verabschiedeten wir uns von allen, die noch im Schankraum saßen, ins Bett.

 

Der nächste Tag begann ruhig. Als ich erwachte, schauten mich zwei liebevolle, rehbraune Augen an. „Endlich wach, liebster Zwerg?“, begrüßte mich die wundervolle Elfin frech. Ich rieb mir die Augen, strich ihr sanft mit Hand über die Wange und erhob mich aus dem Bett. Ich schenkte Linnarhan noch ein Lächeln, ehe ich mich waschen ging und mich frisch anzog.

An jenem Morgen fühlte ich mich etwas träge, aber die Aussicht auf ein kräftiges Frühstück und Linnarhans Anwesenheit erleichterten mir den Start in den Tag. Als wir beide bereit waren, gingen wir hinunter in die Wirtschaft. Die anderen drei Zwerge saßen bereits an einem Tisch und aßen. Vor dem Tresen lag Gepäck und darauf waren Lebensmittel ausgelegt. Diesmal waren Cyria und Dora anwesend. Die Zwergin winkte mir zu und sprach mich an: „Wie ihr seht, habe ich euch die versprochene Reiseverpflegung besorgt. Nach dem Frühstück könnt ihr einpacken, was ihr davon mögt. Eure Begleiter habe ich darüber schon informiert.“ Ich dankte ihr dafür und ging mit Linnarhan zu meinen Kameraden.

 

„Guten Morgen.“, grüßte Khûna. Die anderen beiden nickten nur, während sie kauten. Cyria kam zum Tisch. „Ihr seht noch müde aus, Herr Daril. Darf ich euch einen belebenden Aufguss empfehlen? Dazu schmeckt unser frisches Brot mit einem Aufstrich aus Röstgemüse vorzüglich.“, bot sie mir an. Ich stimmte nickend zu und auch Linnarhan wollte davon nehmen. Wir mussten nicht lange warten, bis beide Wirtinnen mit einer Kanne voll dampfenden Gebräus und zwei großen Tellern mit Brot und Gemüsepaste wieder bei uns am Tisch waren. Der Geschmack des Getränks erinnerte mich etwas an die bittere Note des Hopfens im Bier und es war sehr bekömmlich. Neugierig fragte ich Cyria nach den Kräutern, die dafür verwendet wurden. „Hopfen, Rosmarin und Brennnessel.“, gab sie mit einem wissenden Blick Auskunft. Das frische Brot passte hervorragend zu dem Trank und der Aufstrich aus dem gerösteten Gemüse rundete den Genuss an. Mit Appetit machte ich mich über die Mahlzeit her und meine Laune hob sich zusehends.

 

Nach dem Frühstück packte sich jeder von uns noch etwas von den Vorräten ein, die auf dem Tresen für uns bereitlagen. Das Gepäck, das ich zuvor bemerkt hatte, gehörte Khûna, die nun den Rucksack schulterte und ein Bündel mit einem Karabinerhaken an einer Art Ledergeschirr festmachte. Ihre Griffe wirkten trotz ihrer Jugend geübt.

Linnarhan legte im Zimmer noch ihre Lederrüstung an und nahm dann ihr Gepäck auf. Auch ich zog meine Reisesachen an, unter denen ich ein dünnes Kettenhemd trug. Die Elfin half mir mit dem Ranzen.

Bald standen wir alle abmarschbereit im Schankraum. Dort verabschiedeten wir uns mit besten Wünschen von den beiden Wirtinnen und traten nacheinander auf die breite Straße. Draußen hatten sich bereits einige Bewohner der Stadt versammelt, um unseren Aufbruch zu begleiten. Khûna ging voran und brachte die Gruppe zum Eingang der unterirdischen Bahnstation, der sich unterhalb des zentralen Turmes zwischen verwitterten Felsen versteckte. Dort warteten bereits die vier Ratsmitglieder auf uns.

 

„Wir wünschen euch eine gute und sichere Reise.“, gab Filoscha uns mit auf den Weg, die anderen bestätigten ihre Worte mit einem Nicken und einem ehrlichen Lächeln. Dorik rief noch: „Auf bald Freunde!“, als ich bereits die Runen auf der steinernen Tür in Augenschein nahm.

Sie glichen den Inschriften in den Schimmerminen und sagten aus, dass dies der Zugang zu den Reisetunneln sei. Ich legte meine Hand auf die Tür und die Runen leuchteten schwach auf. Anscheinend zu wenig, um die Tür zu öffnen, daher nahm ich meinen Zirkon aus dem Lederbeutel und hielt diesen an die Steinplatte. Nun strahlten die Buchstaben mit voller Kraft und die Platte glitt nach unten. Ein erstauntes Raunen ging durch die umstehende Menge. „Danke für die Gastfreundschaft.“, rief ich den Leuten noch zu, dann ging ich voran, die Treppe hinunter, einem neuen Abenteuer entgegen.

 

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