Erstaunt blickte Foret das Monument an, das sich aus dem Erdboden geschoben hatte und betrachtete die vertrockneten Bohnenranken, die nicht dagewesen waren, als er sich schlafen gelegt hatte. „Du und deine Magie, Daril! Kaum bekomme ich nichts mit, geschehen die wunderlichsten Dinge.“, grummelte er halb im Scherz vor sich hin. Ungeduldig forderte er mich auf: „Dann los, bevor sich der Zugang wieder verschließt! Schnappen wir unsere sieben Sachen und erkunden die Tunnel!“ Der Metbrauer und Koch legte ungekannten Enthusiasmus an den Tag, dem ich nichts entgegensetzen konnte.
Schnell räumten wir den Lagerplatz und betraten neugierig die säuberlich in den Fels gehauenen Stufen. Wieder ging es in ein vertraut anmutendes Unten. Auf der siebenten Stufe angekommen, verschloss sich über uns der Eingang wieder. Ein helles Grün umfing uns in dem sauber gefertigten Treppengang, auf dessen Stufen wir nebeneinander bequem gehen konnten. Mit einer leichten Neigung nach rechts führte der Weg uns abwärts. An den geraden Wänden rankten sich immer wieder Kletterpflanzen in die Höhe. Welcher Art sie waren, konnte ich nicht bestimmen, aber ihrer Dicke wegen hielt ich sie für Efeu. Foret brummte leise eine Melodie, die mir bekannt vorkam.
Kaum am Ende des Liedes angelangt, nur wenige Minuten des Weges, verebbten die flachen Stufen in einer geräumigen, künstlerisch ausgeformten Höhle. Die Muster und Reliefs waren eindeutig Zwergen zuzuordnen, aber nirgends war ein Anzeichen der Bewohner auszumachen. Der eindeutig ausgetretene Pfad führte geradewegs durch die Halle, wo er in ein großes Tor mündete. Die Stille um uns herum machte uns wieder vorsichtiger und wir achteten etwas besser auf die Umgebung, als wir weitergingen. Das prachtvolle Tor erreichten wir ohne Mühen und wurden von einem hellgrün leuchtenden Schriftzug über dem Bogen begrüßt.
‘Ubâr Dûm
(Hallen der Ernährer)
Wir waren also richtig und hatten die Gilde der Köche gefunden. Uns blieb nur zu hoffen, dass hier immer noch jemand von ihnen lebte. Foret durchschritt den verzierten Torbogen zuerst, während ich noch das kunstvolle Muster betrachtete, das mich an einen Zwiebelzopf erinnerte. Von dort an zog sich ein floral anmutendes Schmuckrelief in zwergischer Schulterhöhe an der Wand des anschließenden Raumes entlang. Darunter fanden sich auf der linken Seite wundervolle Abbildungen von Pilzen, Rüben, Brot und sonstigen Lebensmitteln, die naturgetreu in den harten Fels getrieben waren. Rechter Hand fanden das Brauhandwerk und die Kunst der Metherstellung ihre bildliche Würdigung. Diese wunderschöne Steinmetzkunst war die reine Augenweide für einen genussbewussten Zwerg. Uns gegenüber sahen wir einen weiteren Torbogen, diesmal von einem Rankenmuster umrahmt. Der Durchgang war aber verschlossen und zeigte eine Abbildung der großen Säule in der Draufsicht. Mittig jeder der vier Seiten der Zeichnung waren Vertiefungen geschaffen worden, die gut Platz für eine Bohne oder ein anderes Samenkorn bieten konnten. Ich sah mich davon aufgefordert, in jedes Löchlein eine der Bohnen zu legen, die ich nur wenige Stunden zuvor geerntet hatte. Es tat sich nichts, als in allen vier Einbuchtungen ein Kern lag. „Ich tu mal etwas Wasser darauf.“, beschloss Foret und zog seinen Wasserschlauch hervor. Gerade als die letzte Bohne einen Tropfen abbekommen hatte, glühte das Rankenmuster etwas kräftiger als die Umgebungsbeleuchtung hellgrün auf und eine Inschrift umschloss ebenso leuchtend die Abbildung der Landmarke.
Imdinî, id-amsâl sashfatumunîn
(Tretet ein, bringt Glück herein!)
Darunter waren in glimmendem Lichtschein die symbolischen Abdrücke zweier Hände erschienen. Ich legte meine rechte Hand auf die entsprechende Zeichnung, Foret seine linke. Der Stein glitt schabend abwärts und machte den weiteren Weg frei. Wir schauten uns erfreut an, ich ließ meinem Freund den Vortritt und wir setzen unseren angenehm hellgrün beleuchteten Weg in die Tiefe fort.
Eine breite Treppe mit flachen Stufen bot uns einen einladenden Anblick, den wir nicht ablehnen konnten. Hinter dem magisch versiegelten Steintor ragte uns ein Hebel entgegen, den Foret wagemutig zog, wodurch die Passage wieder verschlossen wurde, denn der Verschlussstein glitt wieder nach oben und verschloss die Öffnung. Das hellgrüne Rankenmuster zog sich auch hier weiterhin an der Wand entlang und führte uns auf unserem Weg hinunter. Unterhalb der glühenden Borte wechselten sich nun einfachere Muster ab, die alle möglichen Pflanzen aufgriffen. Rüben, Pilze und Bohnenranken waren ebenso abgebildet wie Sträuße von Kräutern und Blumen. Immer wieder ließ ich mich von den Abbildungen ablenken, die mich zunehmend hungrig machten. Auch Foret schien es nicht anders zu ergehen, denn laut hörbar vernahm ich aus seiner Richtung ein hohles Grummeln aus seinem Bauch. Er lachte kurz auf, während er schneller die Treppe hinab lief, als ich es jemals von ihm gesehen hatte. Es war schließlich auch seine Gilde, die sich hier niedergelassen hatte. Ich lief ihm sowohl gespannt als auch erwartungsvoll hinterher, da mein Weggefährte schon wieder vorauseilte.
Zum Fuß der Treppe hin wurden die Stufen nochmals flacher und verebbten breiter werdend zu einer Rampe, die in einen großzügigen Saal überging, dort herrschte ein großer Tumult, den wir erst wahrnahmen, als die letzte sanfte Linksbiegung des Stufenganges uns den ersten Blick in die Halle gewähren ließ. Sieben lange Tafeln dominierten den Raum, auf denen sich gekochtes, gebratenes und rohes Essen befand, das von dem wilden Haufen, der den Radau veranstaltete, als Wurfmaterial missbraucht wurde. Solch eine Verschwendung von Nahrung hatte ich noch nie erlebt. Allen Anschein nach handelte es sich um Zwerge, aber die Laute der Wesen waren dafür zu schrill. Ich zog Foret zurück, der bereits dabei war, sich dem Getümmel anzuschließen. „Warte!“, fuhr ich ihn an, „Mir scheint, dass die dort keine Khazâd sind. Schau und spitze die Ohren!“ Er nickte entschuldigend und streckte seinen Kopf nun neugierig zum Saal hin, um die Meute zu beobachten. „Daril, das könnten Goblins sein, so wie die keckern und Spaß an diesem Chaos haben. Das essen haben die aber mit Sicherheit nicht gekocht.“ Es ging wild her, die zwerggroßen Wesen schlugen sich gegenseitig mit Knochen oder hauten sich halb gefüllte Schüsseln über die Köpfe. Es entstand eine riesige Sauerei in dem schönen Speisesaal. Ich kam auf eine Idee: „Foret, lass uns die Horde umgehen und versuchen zur gegenüber liegenden Tür zu gelangen. Vielleicht können wir die Küche erreichen. Bewaffne dich für den Notfall!“ Ich zog meine Streitaxt, Foret begnügte sich mit einem Beil und einem Messer. Die Armbrust wäre ihm in dieser Lage nicht von Nutzen. Auf ein entschlossenes Nicken hin setzten wir uns in Bewegung, hielten uns an der Wand unterhalb der leuchtenden Ranken und schlichen an den krakeelenden Goblins vorbei. Wir hielten Deckung hinter der äußersten Tischreihe auf der linken Seite des großen Raumes.
Die Längsseite des Saales dominierte eine lange Theke, hinter der mehrere Durchgänge ein einen anderen Bereich führten. Die rechte Wand war von der Meute verdeckt, die immer noch kein Ende fand, Essen und Geschirr ihre ursprünglichen Zweckes zu entfremden. Zwischen dem Tresen und der Wand war ein Stück frei gelassen worden, um hinter die Theke gelangen zu können. Wir nutzten die Gelegenheit, um uns in eine bessere Position zu bringen, aber wir wurden entdeckt. „Zwerge!“, brüllte es plötzlich rechts von uns und im Saal wurde es kurz unheimlich still, ehe sich die Blicke vieler Goblins auf Foret und mich richteten und die Goblinhorde mit Kampfgebrüll und weiteren Rufen von „Zwerge! Zwerge!“ in unsere Richtung stürmte. Bohnenbrei und Schweinshaxen flogen durch die Luft, Met wurde uns entgegen geschüttet und ein gefüllter Humpen Schwarzbier auf mich geworfen, der mich am Kopf traf und auf dem Boden vor mir zerschellte. Vergnügt lachten die Goblins und ihr Spaß am Chaos wurde nochmals angefacht. Foret bekam zwei gebratene Vögel ab. Beide waren wir nun komplett voll gematscht und versuchten uns den drängelnden Angreifern zu erwehren. Schützend hielt ich meine Axt mit dem flachen Blatt vor mein Gesicht. Der mutmaßliche Anführer der Wilden schrie: „Zwerge haben Waffen! Regelverstoß!“ Mit einem einzigen laut aufgestampften Fuß, der in dem Saal widerhallte, kehrte erneut absolute Stille ein.
Auf dem langen steinernen Tresen stand ein prächtig gerüsteter Zwerg mit einem schweren Kriegshammer in der Linken. „Kampfpause!“, befahl eine kräftige weiblich anmutende Stimme unter einem schicken Helm. Der Anführer der Goblins drehte sich zu der Ehrfurcht gebietenden Zwergin um. „Fertig heute. Keine Lust mehr. Goblins gehen heim.“, sagte er enttäuscht und winkte seinen Leuten, zu gehen. Sie verließen die Halle auf der rechten Seite durch ein niedriges Tor mit hängenden Schultern, mürrischem Grummeln und resignierten Gesichtern. Alle drei Zwerge blickten den abziehenden Goblins hinterher, die Einheimische mit einem laut vernehmbaren Seufzen, ehe sie zu uns hinüberschaute. „Und ihr beiden? Euch kenne ich gar nicht. Wer seid ihr und wie kommt ihr hier herein? Ihr habt die wöchentliche Essensschlacht der Goblins ruiniert!“, schalt sie uns. Foret antwortete, bevor ich es konnte: „Wir sind Foret, der Sohn des Tumnil und Daril, Sohn des Redin. Wir kommen aus Takal Dûm, um die Zwergenclans wieder zusammenzuführen.“ Ich nickte zustimmend und versuchte freundlich zu wirken, aber die Kriegerin vor uns lachte nur. „Macht euch sauber, dann reden wir.“, bestimmte sie und wies mit der rechten Hand zu den Räumlichkeiten hinter dem Tresen. „Der Küchenjunge zeigt euch den Waschraum.“, sagte sie und rief in die Küche hinein: „Pelok, Komm her, wir haben Gäste!“ Ein junger blond gelockter Zwerg mit einem dünnen Oberlippenbärtchen kam angerannt. „Jawohl, Ulgra, bin zur Stelle.“, meldete er sich unsicher und unterwürfig. Geübt befestigte die stämmige Zwergin ihren zweihändig geführten Hammer am Rücken der kunstvollen Rüstung, die bläulich und silbern glänzte, dann griff sie mit beiden Händen nach dem Helm, hob ihn von ihrem Kopf und klemmte ihn sich unter den linken Arm. Die Zwergin im mittleren Alter von etwa zweihundertfünfzig Sonnenläufen blickte streng den Jüngling an und taxierte uns Neuankömmlinge skeptisch. „Los, bring sie in den Waschraum. Halte dein loses Mundwerk in Zaum, ich möchte mit ihnen reden.“, befahl sie herrisch.
Pelok winkte uns ihm zu folgen. Widerworte waren hier fehl am Platz, also trotten Foret und ich durchnässt und verschmiert hinter dem Küchenjungen her. Die Küche nahm in etwa ebenso viel Raum ein
wie der Speisesaal. In sieben Reihen, wie nebenan die Tafeln, reihten sich hier die Kochstationen auf.
In jeder Kolonne standen je ein Grill, ein Backofen, ein großer Kessel und eine riesige Pfanne dem Personal zur Verfügung. Regale für Kochgeschirr, Arbeitstische und Vorratsbehälter waren
zwischen den vier Stationen zu finden. Diese Küche hatte nur wenig gemeinsam mit der Küche der Taverne im Hartfels, denn die schiere Größe machte einen Vergleich unmöglich. Rechts und links eines
breiten Tores an der Stirnseite der Großküche befanden sich Türen. Auf die rechte gingen wir zielstrebig zu. Pelok räusperte sich: „Hier könnt ihr eure schmutzigen Sachen ablegen und euch
reinigen. Handtücher bringe ich sofort.“ Er wies mit seiner linken Hand in den Raum hinein und entfernte sich pflichtbewusst.
„Etwas seltsam, wie die beiden sich verhalten. Vielleicht haben wir ja bessere Chancen, wenn wir weniger nach Witzfiguren aussehen.“, meinte ich zu Foret. Er nickte.
Wir betraten den Waschraum. Rechts von der Tür war eine Art Podest, auf dem wir unsere Sachen ablegten. Alles, was sauber geblieben war auf einen Haufen, die schmutzigen Teile auf einen zweiten. Die Einrichtung erinnerte mich an Gabil‘urdûm, nur dass es hier noch eine weitere Rinne gab, unter die man sich stellen konnte, während das Wasser herabregnete. Ich betätigte die Pumpe für Foret, er sie für mich. Wir waren wieder sauber und erfrischt, als es zögerlich an der Tür klopfte und eine Hand, die zwei dicke Tücher hielt durch den Spalt ragte. „Danke!“, riefen Foret und ich im Duett, dann verschwand die Hand und die Tür schloss sich wieder. Die einfach zu reinigenden Teile der Ausrüstung spülten wir unter fließendem Wasser ab, die zu waschenden Garderobe ließen wir vorerst liegen. Dann trockneten wir uns ab und holten frische Kleidung aus unserem Gepäck, die wir zügig anzogen. Um etwas Eindruck zu machen, zogen wir beide unser Rüstzeug über und legten die Waffen an. Ich hing mir die Streitaxt an den Gürtel und Foret befestigte seine Armbrust auf dem Rückengurt. In dieser Aufmachung verließen wir die Nasszelle und wollten uns schon auf den Weg zum Tresen mach, als hinter uns ein leiser Ruf ertönte: „Wartet!“ Pelok hielt uns zurück. „Ulgra möchte euch in der Kommandantur sehen. Ich bringe euch hin.“, erklärte er sich. Erneut ging er voran und wir hinterher. Diesmal führte er uns durch das breite Tor in der Mitte der Wand. Hier führte eine Treppe mit flachen Stufen abwärts, das gelbgrüne Licht blieb weiterhin unser treuer Begleiter. Die Rampe wendelte sich einmal rechts herum, wonach sich ein Gang mit mehreren Türen anschloss. An der dritten Tür auf der linken Seite des Tunnels klopfte unser Fremdenführer an. „Kommt herein!“, schallte uns Ulgras kräftige Stimme entgegen. Foret und ich traten durch die Tür, die Pelok für uns aufgehalten hatte.
Das Büro der Kommandantur, wie Pelok es nannte, war recht schmucklos, nur ein Emblem, das einen Schild vor dem sich eine Axt und ein Hammer kreuzten zeigte, schmückte die uns zugewandte Seite des großen Steintisches, hinter dem Ulgra mit verschränkten Fingern saß. Sie nickte kurz und ließ uns auf zwei einfache Steinquader setzen, die als Hocker dienten. „Ihr seid also aus der Stadt der Ahnen? Das kaufe ich euch nicht ab. Meine Urgroßeltern waren dabei, als die Heimat unseres Volkes komplett geräumt wurde.“, begann sie ohne ein freundliches Wort. Dabei glitten ihre Blicke über unsere Ausrüstung. „Ihr seht mir nicht so aus, als würdet ihr zur Händlergilde gehören. Die tragen keine großen Waffen. Deine Axt sieht wie eine Arbeit der Erzformer aus. Wo hast du die her, …ähm Daril?“ Ich straffte den Rücken und blickte der strengen Frau fest in die graugrünen Augen. Ihr braunes Haar lag zu einem festen Dutt gebunden auf ihrem Kopf. „Ja, Daril, Redinul bin ich. Meine Axt ist tatsächlich von den Erzformern hergestellt worden, jedoch ist sie aus Mebel’aban, der neuen Stadt der Erzformer, die sie nach dem Weggang aus der Heimat gegründet hatten. Vor einiger Zeit besuchten mein Freund Foret und ich unsere Verwandten im Norden dort und ich erhielt diese wunderschöne Arbeit als Geschenk von ihnen.“ Im Gesicht der Kriegerin nahm ich eine Veränderung wahr, die ich nicht deuten konnte. Sie bellte mich förmlich an: „Ja, vom Hartfels habe ich schon einmal gehört, aber diese Geschichten sind auch schon alt. Mein Großvater erzählte mir davon, als ich noch klein war. Das beweist mir aber nichts.“ Nun starrte sie auf Foret. „Was ist mit dir, Zottelbart? Kannst du die Geschichte deines Kameraden bestätigen oder etwas Sinnvolles ergänzen?“, ranzte sie ihn fordernd an. Mein Freund begegnete der forschen Art dieser Frau mit Ruhe, nickte gelassen und begann leise zu erzählen. „Werte Dame, wir haben keine Mühen gescheut, meine Gilde zu finden, die vor über eintausend Sonnenläufen die große Stadt Eisenbinge, die Wiege unseres Volkes, verlassen hatte. Nun sind wir endlich hier und Ihr putzt uns herunter, weil wir den Goblins ihren Spaß verdorben haben? Begrüßt man so den Bewahrer unserer zwergischen Kultur, der aus den Tiefen der Vergangenheit kam, um alle Gilden zu vereinen? Weshalb behandelt Ihr uns so herablassend? Was läuft bei Euch verkehrt, Ulgra?“, wetterte Foret gesittet aber mit bestimmendem Ton los. Ulgra sank auf ihrem Stuhl förmlich zusammen, dann atmete sie tief durch und streckte ihren Rücken.
„Ich bringe euch beide zu unseren Ältesten, damit ihr mit denen reden könnt. Mir habt ihr schon den Tag versaut, indem ihr die wöchentliche Essensschlacht der Goblins gesprengt habt. Waffen sind dabei nicht erlaubt. Nun muss ich mich darum kümmern, dass der Speisesaal geputzt wird.“, sagte sie patzig und erhob sich. „Kommt.“ Pelok schien gelauscht zu haben, denn wie auf Kommando öffnete sich die Tür und der Junge wies uns den Weg hinaus. Diesmal übernahm Ulgra die Führung und der Küchenjunge bildete den Abschluss der Gruppe. Vom Gang zweigten immer wieder neue Türen und Tunnel ab, aber Ulgra ging stur geradeaus, ohne ein Wort an uns zu richten. Pelok hielt es wohl für besser, in ihrer Nähe einfach den Mund zu halten. Irgendwann weitete sich der Tunnel zu einem großen Platz, der sich in einer großen Tropfsteinhöhle befand. Die umlaufende Wand wies immer wieder Eingänge auf, die Licht spendende Borte auf Schulterhöhe hatte dennoch überall Bestand und zog sich durch das gesamte Areal.
Ulgra ließ uns keine Pause, um das Stadtzentrum bewundern zu können, sondern verschärfte ihren Schritt. Wir hatten etwas Mühe, ihr zu folgen. Pelok flüsterte uns zu: „Beeilt euch sonst wird sie ungemütlich.“ Foret und ich waren uns einig, dass diese Frau bereits unseren Begriff von „ungemütlich“ längst ausgereizt hatte. Sie verschwand in einem größeren Torbogen, der wohl in ein Verwaltungsgebäude hinein führte. Mit etwas Verzögerung kamen wir auch dort an und lasen, was am Zugang in den Felsen gemeißelt worden war.
In denselben gelbgrün glimmenden Runen, wie wir ihnen bereits an der versiegelten Tür begegnet waren, stand dort sinngemäß geschrieben: „Die größten Köche und Pilzzüchter, die besten Brauer von Met und Bier, die fleißigsten Bauern und Ernter bestimmen hier über die Geschicke unserer wundervollen Hallen der Ernährer in der Tradition unserer alten Heimat.“ Forets Augen leuchteten tränenfeucht, als er das las. „Das fühlt sich wie ein Zuhause an, Daril.“, gestand er mir. Mein zaghaftes Nicken sollte ihm bedeuten abzuwarten. Ulgra nahm uns ungeduldig in Empfang. „Wird auch Zeit, dass ihr hier seid. Ich habe uns bereits beim Ältestenrat anmelden lassen.“
Neben ihr erschien eine jung wirkende Zwergin mit zwei langen blonden Zöpfen, die sich verbeugte. „Mein Name ist Maika, Tochter des Gorn. Kommandantin, werte Gäste, … Pelok, die Ältesten erwarten euch! Bitte folgt mir.“, lud sie uns freundlich ein. Auf dem polierten Steinboden klapperten ihre seltsam hohen Schuhe, das Scheppern der Rüstungen und Waffen hallte in den prunkvollen Gemächern laut in alle Richtungen als wir uns in Bewegung setzten. Vor einer golden beschlagenen Tür hielten wir kurze Zeit später an. Maika machte sich bemerkbar und sagte: „Dies ist der Ratssaal. Alle Ältesten sind anwesend. Der Vorsitzende hat seinen Platz in der Mitte der Tafel. Ulgra wird ihm gegenüber sitzen, Daril rechts von ihr, Foret links von ihr. Pelok, dich nehme ich wieder mit.“ Damit waren die Formalitäten wohl geklärt.
Maika schob beide Flügel der Tür nach innen auf und kündigte uns an: „Hoher Rat der Ältesten von Ubâr Dûm, es treten ein: Kommandantin Ulgra, Tochter des Hugir, Daril, Sohn des Redin und Foret, Sohn des Tumnil.“
Nacheinander ging jeder Zwerg zielgerichtet zu seinem angewiesenen Platz, deute in Richtung der Ältesten eine Verbeugung an und setzte sich.
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