11. Trauer und Freude

Vor dem Fachwerkhaus steht ein rustikaler Tisch. Herbstliches Laub liegt verstreut auf den Pflastersteinen des Hofes. Erstellt mit Microsoft Designer.
Herbstidylle (KI-generiert)

 

Inzwischen hatte Brog in der Stube den Esstisch gedeckt. Das Rührei, Brot und Butter, Wurst und saure Gurken standen bereit, als Fyngor sich auf einen der vier Stühle setzte. Brog folgte kurz darauf mit der Teekanne und nahm dem Jungen gegenüber Platz.

„Greif zu und lass es dir schmecken. Kräuteraufguss kann ich neu machen, falls du mehr Durst haben solltest.“, munterte der Zwerg den Drachen auf.

 

„Wir haben in der letzten Nacht beide kaum geschlafen, also gehen wir es heute ruhig an. Ich überlege noch, was wir mit die anstellen sollen, junger Mann. Vielleicht hat Daril ja eine Idee. Um die Mittagszeit sollte er hier sein, wenn er mit der Post unterwegs ist. Bis dahin werden wir schon eine Beschäftigung finden.“, teilte Brog seine Gedanken mit.

Als Brog begann, sich am Tisch zu bedienen, beobachtete Fyngor ihn genau und tat es ihm nach. Er schenkte sich vom Tee ein und schmierte sich etwas unbeholfen ein Brot mit Leberwurst. Beherzt nahmen sie ihr erstes Mahl des Tages ein, der junge Drache mit einem sehr zufrieden wirkenden Gesichtsausdruck.

 

Der Postbote kam tatsächlich, wie Brog es vorhergesagt hatte, in der Mittagszeit an das Hoftor und läutete die Glocke. Der Hausherr schickte seinen Gast, das Tor zu öffnen. Daril hatte einen weiteren Brief mit einem grünen Siegel dabei, den Brog an sich nahm und schnell öffnete. Angestrengt las er den Inhalt und versank kurz in Schweigen, ehe er sich erklärte. „Walig ist von uns gegangen. Sein Steinkörper wird im Gedenkgarten aufgestellt.“, gab er tonlos bekannt. Die Zwerge nahmen sich kurz in die Arme. Daril bekundete sein Beileid: „Lass uns ihm bald die Ehre erweisen und sein Leben würdigen, indem wir ihn dort besuchen.“ Fyngor wusste nicht, worum es ging und sah die Männer mit fragendem Blick an. Brog tat einen tiefen, langen Atemzug und erklärte ihm, was es mit Walig auf sich hatte.

 

Auch Daril wirkte traurig, obwohl er Walig kaum gekannt hatte. „Aus Stein geboren, zu Stein geworden, heißt es bei uns. Wenn uns die Lebensgeister verlassen, versteinert der Körper eines Zwergs und wird so zu einer Statue, die von den Angehörigen in einen Gedenkgarten gebracht wird, der einem Friedhof der Menschen ähnelt.“, versuchte der Postzwerg eine Erklärung des zwergischen Lebenslaufes mit hilflosem Blick.

 

„Ich mache meine Mittagspause bei euch.“, entschied Daril und seine Hucke ließ eine große Brotdose in seine Hände schweben, die er auf den rustikalen Tisch neben der Haustür stellte und öffnete. „Ich habe mir Gedanken gemacht, wie wir dich beschäftigen könnten, junger Drache.“, plauderte der Postzwerg drauflos und teilte auch gleich seine Ideen mit: „Ich kann dich mit den Kindern des Dorfes bekannt machen. Die Schule der Menschen könntest du auch besuchen, falls du Interesse hast.“ Fyngor nickte eifrig und freute sich über die Vorschläge: „Ja, ich möchte gern die Kinder kennenlernen!“, platzte es förmlich aus ihm heraus. Die Zwerge lachten über diese offene Freude und Daril versprach, den Kindern des Dorfes von dem Neuzugang zu berichten.

Nach seiner kleinen Mahlzeit verabschiedete der Postbote sich von seinen Freunden und verließ den Hof, um seine Runde fortzusetzen.

 

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