06. Die alte Mine

Ein Minenstollen mit violetten Kristallen, Laternen hängen von der Decke. Das hintere Ende des Tunnels leuchtet grünlich. Erstellt mit Adobe Firefly.
Die Kristallmine (KI-generiert)

 

Mit der Abenddämmerung kamen sie bei Brogs Haus an. Gemeinsam kümmerten sie sich um Alfred und schoben den Karren in die Scheune, ehe sie sich voneinander verabschiedeten und Daril nach Hause ging. Durch den Sternenhimmel wogten kleine Wolkenfetzen und dem Postzwerg war kalt geworden, als er durch die heimische Haustür schritt. Morgen früh würde für Daril eine neue Arbeitswoche beginnen, deshalb wollte er früh schlafen gehen.

 

In den nächsten Tagen geschah nichts Ungewöhnliches. Daril drehte jeden Tag seine Zustellrunde durch das Dorf, redete dabei mit den Leuten und freute sich dabei über jede nette Begegnung. Am Donnerstag traf er auf Brog, der ihn zu sich winkte. „Wenn du am Sonntag noch nichts vorhast, möchte ich den Tag gern wieder mit dir verbringen. Wenn du um acht Uhr vor meinem Tor stehst, können wir los.“, lud er den Postzwerg ein, der sich schon denken konnte, worum es ging.

Natürlich war Daril pünktlich vor Ort, um mit Brog die Kristallmine zu erkunden.

 

„Alfred bleibt heute zu Hause, wir gehen zu Fuß.“, informierte Brog seinen Freund, ohne einen „guten Morgen“ zu wünschen. „Wir müssen nordwärts durch den Wald.“, fügte er an. Daril nickte nur und folgte dem Minenarbeiter, der heute eine grobe graue Wolljacke trug, unter der ein Werkzeuggürtel hervorschaute. Sie gingen die Dorfstraße hinunter und bogen dann links in den Wald, an Fargals und Yaras Haus vorbei. Die Waldwege brachten sie bis zum Wasserfall mit dem Aussichtspunkt, wo sie eine kurze Rast einlegten. Brog drängte weiter, kaum das Daril sein Brot aufgegessen hatte. Ein Stück weiter den Felsen hinauf führte Brog seinen Begleiter auf einen schmalen Pfad abseits der Wanderwege.

 

„Die Mine wurde stillgelegt, nachdem Walig und ich die Höhle entdeckt hatten. Wir erzählten, dass es sich hier nicht mehr lohnen würde, nach Kristallen zu suchen. Den Eingang hatten wir magisch versiegelt.“, berichtete der Bergmann. Was Bergbau betraf, vertraute man Zwergen besonders, da Höhlen und Tunnel ihre eigentliche Heimat sind.

Bald erreichten die Zwerge den Fels, in dem ein Torbogen eingeritzt zu sein schien. Aus einem Beutel an seinem Werkzeuggürtel zog Brog einen glitzernden Stein, den er gegen den Felsen hielt. Der Torbogen im Fels leuchtete fliederfarben auf, verschwand und gab den Durchgang frei.

 

„Willkommen in der Kristallmine.“, lud Brog den Postzwerg ein, den Stollen zu betreten. Direkt hinter dem Eingang standen einige alte Grubenlampen bereit, von denen Brog zwei mit einem altmodischen Feuerzeug entzündete. Eine überreichte er an Daril, bevor er den Eingang wieder verschloss. Der Boden des Tunnels zeigte Spuren von Wagenrädern und Pferdehufen, die sich über lange Zeit in das Gestein gearbeitet hatten. Brog begann wieder zu erzählen, als sie dem unterirdischen Gang folgten: „Die Menschen werden sich kaum noch an diese Mine erinnern, denn es ist gut einhundertdreißig Jahre her, dass wir sie aufgegeben hatten. Ponys und Esel halfen, uns den Abraum und die Schätze ans Tageslicht zu bringen, die wir hier abbauten. Es war eine ruhige Zeit, in der wir unter Tage einfach unserer Arbeit nachgehen konnten.“ Daril hörte Brogs Worten gespannt zu, während sie immer tiefer in den Berg eindrangen.

 

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