02. Ein Brief und Erinnerungen

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Briefumschlag mit grünem Siegel (KI-generiert)

 

Eine Mauer aus großen Bruchsteinen umgab das Grundstück von Brog Bachkiesel. Als Daril der Postzwerg das Hoftor erreichte, läutete er die schwere Glocke, die an einem gemauerten Pfeiler hing. „Dong, dong. dong!“, tönte es unüberhörbar. Kurz darauf hörte man die Haustür klappern und eine brummige Stimme rufen: „Ich komme ja schon. Was soll der Lärm?“ Das Tor knarzte beim Öffnen und ein älterer Zwerg reckte seine dicke Nase nach draußen. Brogs Gesicht erhellte sich zu einem breiten Lächeln, als er den Postboten erkannte: „Ach Daril. Was gibt es?“ „Ich habe einen Brief für dich. Weil du ja keinen Briefkasten hast, musste ich bei dir klingeln, Brog.“, sagte Daril und überreichte dem anderen Zwerg den schönen Umschlag mit dem grünen Siegel und der schicken Briefmarke. Mit prüfendem Blick nahm der Ältere den Brief entgegen und beäugte ihn interessiert. „Das sieht wichtig aus. Danke dir, Daril.“, entfuhr Brog aufgeregt, der schnell das Tor schloss und Daril stehen ließ. Der Postbote ging aber, ohne überrascht zu wirken, weiter seiner Arbeit nach.

 

Ein weiteres Mal vernahm der Postzwerg das Geräusch des alten Holztores hinter sich. Brog rief ihm nach: „Daril, komm mich bitte nach deiner Arbeit besuchen. Ich brauche deine Hilfe, es eilt aber nicht.“ Der jüngere Zwerg drehte sich kurz um und nickte, dann setzte er seinen Weg durch das Dorf fort.

Je näher der Feierabend kam, umso mehr beeilte Daril sich dann doch, um seine Neugier möglichst schnell zu stillen. Kaum war er am frühen Nachmittag zurück im Postamt, legte er die Kiepe ab und zog sich um. Dann lief er eilig zu Brogs Haus und klopfte mit der linken Hand laut gegen das Tor, während er mit der rechten die Glocke anschlug. Die Haustür schlug geräuschvoll auf und Brogs Stimme erklang leicht genervt. „Ist ja gut, ich habe dich gehört.“, grummelte der weißhaarige Zwerg mit dem Wohlstandsbauch, als er am Tor ankam und es öffnete. „Komm herein, Daril.“, gab er kurz angebunden zu verstehen, dann verschloss er die Pforte wieder sorgsam. Sie überquerten den Hof und begaben sich in das Haus.

 

„Setzen wir uns an den Kamin, mein Freund. Ich komme gleich mit dem Tee dazu.“, lud der Ältere seinen Gast ein, Platz zu nehmen. Kurze Zeit später brachte Brog zwei Teetassen zu dem kleinen, fein gearbeiteten Holztisch, der zwischen zwei großen Ohrensesseln vor dem Kamin stand. Dort knisterte ein lebendiges Feuer, das den Anflug von herbstlicher Kälte schnell vertrieb. Noch einmal wendete der Hausherr sich ab und kam bald mit der Teekanne wieder, aus der ein feiner Dampffaden entwich. Er schenkte beiden ein, dann setzte er sich.

 

„Als ich jung war, arbeitete ich als Bergmann in einer Kristallmine. Der Brief von heute Morgen kam von der Frau meines damaligen Vorarbeiters. Ich möchte, dass du mich zu ihm begleitest. Wir hatten damals eine großartige Entdeckung gemacht.“, erzählte Brog langsam und nachdenklich. Daril willigte verständnisvoll nickend ein: „Ich komme mit, aber erzähl mir bitte mehr davon.“

 

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