01. Herbsttage

KI-generiertes Bild mit Canva
Der Postzwerg mit dem Tragekorb (KI-generiert)

 

Daril der Postzwerg tat an sechs der sieben Wochentage seinen Dienst im Dorf und war von den Menschen dort stets gern gesehen. Sein kleines Abenteuer mit den beiden Mädchen hatte sich bald im gesamten Ort herumgesprochen. Einige andere Kinder wollten auch gern einmal mit dem netten Zwerg auf Entdeckungstour gehen, manche sprachen ihn sogar darauf an. Daril versprach lächelnd den jungen Menschen: „Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, werdet ihr die ersten sein, mit denen ich losziehe!“

 

Sonntags besuchte er zu Kaffeezeit gern Fargal, den Zwerg und seine Frau Yara, die Elfin in deren kleinem Haus am Wald. Die Mädchen Elisa und Vanessa waren dort auch oft zu finden, da sie den alten Leuten auf dem Hof halfen, die Hühner zu füttern oder mit ihren Eltern den Einkauf vorbeibrachten. Dafür wurden sie mit Kuchen oder anderen Leckereien verwöhnt.

 

Es wurde Herbst. Erste gelbe und rote Blätter lösten sich von den Laubbäumen, die begannen den Waldboden neu zu bedecken. An einem kühlen und nebligen Morgen sortierte Daril wie jeden Tag seine Post vor. Dabei fiel ihm ein Brief besonders auf. Der Umschlag war aus schwerem Papier, der mit einem Siegel aus grünem Wachs verschlossen war, das einen Hammer und eine Spitzhacke zeigte, die sich kreuzten. Ein Absender war nicht angegeben. Die Adresse des Empfängers prangte in großer geschwungener Schreibschrift auf dem Kuvert: „An Brog Bachkiesel, Wiesenpfad 4“. Eine schöne Briefmarke aus einem fernen Land hatte der Versender sorgsam in die rechte obere Ecke geklebt. Daril stutzte, als er den Namen las. „Das kommt aber selten vor, dass Brog Post bekommt und heute auch noch so einen schönen Umschlag.“

 

Bald hatte der pflichtbewusste Postzwerg seinen Korb und seine Tasche gepackt und konnte seine Zustellrunde beginnen. Der Nebel löste sich langsam auf und machte dem Sonnenschein Platz. Dennoch blies der Wind kühl, sodass Daril seine Jacke fest zuziehen musste. Am Blaubeerforst vorbei erreichte er bald das Dorf, in dem er den Leuten Briefe und Pakete brachte und ging dabei von Haustür zu Haustür und von Briefkasten zu Briefkasten. Nicht an jedem Haus traf er die Bewohner an, für die er ein Paket aus seinem Tragekorb zog. Manchmal gab er eines bei den Nachbarn ab, andermal ging er um das Haus herum und legte es dort ab. Wenn er ein Paket nicht einfach vor Ort lassen durfte, füllte der Zwerg eine Karte aus, die er den Menschen im Briefkasten hinterließ und nahm das Paket wieder mit. Auf der Karte stand, dass sich die Empfänger ihre Sendung auf der Poststelle später abholen konnten.

So zog der kleine rundliche Postbote seine Runde durch das beschauliche Dorf und näherte sich nach und nach auch dem Haus von Brog Bachkiesel im Wiesenpfad.

 

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