Elisa legte alle Sachen sorgsam in die Schatulle zurück und ließ das Schloss zuschnappen. Nur die Taubenfeder steckte noch in ihrem lockigen Haar. Die kleine Truhe an die Brust gedrückt, eilte sie in die Stube, wo die Mutter der Mädchen ein Puzzle legte. Der Vater lag mit seinem verletzten Bein auf dem Sofa und las ein Buch. „Wir müssen diesen Schatz finden!“, sagte die jüngere Schwester voller Überzeugung zu ihren Eltern. Vanessa legte nach: „Mama, du musst mitkommen, weil doch jemand auf uns aufpassen muss!“ Der Vater legte sein Buch beiseite. „Geh ruhig mit. Ich komme schon zurecht. Den beiden tut die frische Luft draußen sicher gut.“, befürwortete er die Initiative der Kinder.
Der Zwerg hielt sich im Hintergrund und ließ die Mädchen mit ihren Eltern reden, bis die Mutter sich an ihn wandte. „Du als Zwerg möchtest der Sache bestimmt auch nachgehen. Immerhin stammt der ursprüngliche Besitzer der Truhe aus deinem Volk, Daril.“ Der stämmige bärtige Mann nickte. „Natürlich möchte ich gern herausfinden, was aus Meister Fargal geworden ist. Ich möchte eure Kinder nur keiner Gefahr aussetzen. Daher bitte ich dich ebenfalls, uns bei der Suche zu begleiten. Wir haben schon viele Informationen zusammengetragen.“, bestätigte er und fügte an: „Wir benötigen eine richtige Karte der Gegend, um die Orte zu bestimmen, die Fargal benannt hat. Der Riese sollte demnach östlich vom See zu finden sein.“ Die junge blonde Frau stand vom Sessel auf, um in den Nebenraum zu gehen. Dabei erklärte sie: „Schauen wir mal im Internet, was wir finden.“ Der Computer war bereits eingeschaltet. Katja, das war ihr Name, setzte sich auf den Bürostuhl, der vor dem kleinen Tisch stand und schaute gebannt auf den Bildschirm, während sie tippte und klickte. „Hier, schaut. Hier ist unser Dorf. Dort, westlich von uns, befindet sich der See. Gehe ich vom See aus nach Osten, führt der Weg nördlich von hier vorbei und stößt dort auf die „Trollsteine“, wo einige Menschen gern klettern und wandern gehen. Da sollten wir nach dem Riesen suchen“, erklärte sie die Karte, die sie aufgerufen hatte.
„Dann gehen wir jetzt wandern?“, fragte Elisa erwartungsvoll. Die Mutter antwortete lächelnd: „Ja, aber wir müssen noch einige Sachen einpacken, denn es wird etwas dauern, ehe wir wieder zurück sind. Holt eure Rucksäcke, Mädchen, dann packen wir.“ An den Zwerg gerichtet meinte sie: „Ein paar Kilometer müssen wir schon laufen, aber der Waldweg ist beliebt und lässt sich gut bewältigen. Wir nehmen ein paar Brote und Wasser in Flaschen mit, auch eine Decke für ein Picknick.“ Daril nickte zustimmend. „Ich trage gern etwas davon. Danke, dass du mitkommst, Katja.“
Vanessa trug den Rucksack mit der Verpflegung, Elisa hatte die Decke eingepackt, Daril trug die Getränke bei sich und Katja betätigte sich als Leiterin der kleinen Wandergesellschaft. Die Kinder verabschiedeten sich von ihrem Vater und Katja gab ihrem Mann noch einen Kuss, bevor sie gemeinsam mit dem Zwerg das Haus verließen.
Erst folgten die vier dem Kopfsteinpflaster der alten Dorfstraße ein Stück, die zwar nach Westen führte, von der aber im späteren Verlauf ein Waldweg abzweigte, der sie zu den „Trollsteinen“ bringen sollte. Der Waldboden war etwas feucht vom gelegentlichen Regen der letzten Tage, dennoch war der Wanderweg fest genug, dass er sich gut begehen ließ.
Die Frühlingssonne strahlte nun am Vormittag etwas wärmer aus dem Himmel, sodass niemandem fröstelte. Die Kinder sausten den Pfad entlang, wirbelten altes Laub auf und tobten ausgelassen voran. Der Zwerg und die Menschenfrau folgten ihnen gemütlich.
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